Langfristiger Verlust von Geruch oder Geschmack nach SARS-CoV-2: Millionen betroffen
Veränderungen des Geruchs- und Geschmackssinns sind bei Patienten mit COVID-19 häufig, nahezu jeder zweite Betroffene berichtet darüber. Über den klinischen Verlauf dieser Symptome oder darüber, wie viele Patienten anhaltende Probleme entwickeln, ist jedoch wenig bekannt. Forscher um Song Tar Toh vom Singapore General Hospital haben jetzt anhand einer speziellen rekonstruierten Metaanalyse untersucht, wie wahrscheinlich Betroffene lang anhaltende Veränderungen entwickeln (BMJ 2022; 378: e069503).
Dieses mathematische Tool erlaubt es unter anderem, Raten der Geruchs- und Geschmackswiederherstellung zu schätzen und Schlüsselfaktoren zu identifizieren, die mit der Dauer und Wahrscheinlichkeit der Wiederherstellung zusammenhängen.
18 Studien ausgewertet
Die Forscher haben 18 Studien mit insgesamt 3699 Patienten ausgewertet. Ihre Ergebnisse: Der Geruchsverlust kann bei 5,6 Prozent der Patienten bestehen bleiben, während 4,4 Prozent ihren Geschmackssinn möglicherweise nicht wiedererlangen. 30 Tage nach der Erstinfektion berichteten nur 74 Prozent der Patienten über eine Wiederherstellung des Geruchs und 79 Prozent der Patienten über eine Wiederherstellung des Geschmacks. Nach 60, 90 bzw. 180 Tagen kam es bei 86, 90 und 96 Prozent der Patienten zu einer Geruchsverbesserung, und 88, 90 und 98 Prozent berichteten von einer Verbesserung des Geschmacksinns.
Am meisten Probleme, ihren Geruchs- und Geschmackssinn wiederzuerlangen, hatten Frauen. Zudem erlangten Patienten mit zu Beginn stärkerem Geruchsverlust oder mit verstopfter Nase ihren Geruchssinn weniger wahrscheinlich zurück.
Etwa 27 Millionen Betroffene weltweit
Bei bisher mehr als 550 Millionen bestätigten Covid-19-Fällen weltweit (Stand Juli 2022) bedeutet dies, dass bei mindestens 15 bzw. 12 Millionen erwachsenen Patienten langfristige Geruchs- bzw. Geschmacksmängel auftreten können, heißt es in einem begleitenden Editorial (BMJ 2022; 378: o1653).
Die Gesundheitssysteme seien auf das Ausmaß der Herausforderung nicht vorbereitet. Da sich die Ergebnisse der Metaanalyse auf Selbstberichte stützten, und die Patienten ihre Erholung überschätzen könnten, könnte die wahre Belastung sogar noch größer sein, so die Forscher. (otc)
Quelle: Ärzte Zeitung