Lockdown beflügelt Kinderwunsch-Behandlungen

Die Reproduktionsmediziner verzeichneten in 2020 9,3 Prozent mehr Behandlungen. 108.000 In-vitro-Fertilisationen wurden begonnen.

08.02.2021

Darstellung einer künstlichen Befruchtung: Der Kinderwunsch ist im vergangenen Jahr offenbar gewachsen – oder es war wegen des Lockdowns mehr Geld für eine IVF verfügbar.
© Foto: Christoph Burgstedt / stock.adobe.com
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Lockdown und Homeoffice waren offenbar eine Motivationshilfe: Die Deutschen haben sich im vergangenen Jahr stärker mit ihrem Kinderwunsch befasst. Das geht aus einer Pressemitteilung des Deutschen IVF-Registers (DIR), eine Datenerhebung im Bereich der Reproduktionsmedizin, von Montag hervor.

Demnach führten die Reproduktionsmediziner in 2020 9,3 Prozent mehr Behandlungen durch als im Jahr zuvor. Das Wachstum bezieht sich in erster Linie auf das zweite Halbjahr: Während des ersten Lockdowns im März und April hätten vor allem die universitären Kinderwunschzentren gegenüber Vorjahr massiv verloren (minus 60 Prozent), in der Reproduktionsmedizin tätige Praxen kamen auf ein Minus von 27 Prozent.

Kinderwunsch größer als die Angst vor Corona

Bei der gestiegenen Behandlungsrate weist DIR dabei auf deutliche, regionale Unterschiede hin: Während Berlin, Brandenburg, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern sowie Rheinland-Pfalz und das Saarland teilweise sehr deutlich über dem nationalen Schnitt von 9,3 Prozent liegen, erhöhte sich die Zahl der In-Vitro-Fertilisationen der beiden großen Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Bayern „nur“ um rund fünf Prozent. Die niedrigsten Steigerungsraten verzeichnen Niedersachsen, Bremen und Hessen.

Das DIR rechnet für 2020 nach 2019 mit einem weiteren Rekordjahr. Insgesamt begannen die 113 in der Auswertung eingeschlossenen Zentren in 2020 über 108.000 Behandlungen, 2019 waren es noch rund 99.000. „Der Kinderwunsch scheint größer zu sein als Sorge und Bedenken wegen Corona für Mutter und Kind“, heißt es in der Pressemitteilung.

Die Reproduktionsmediziner vermuten, dass die Patienten finanzielle Mittel, die sie beispielsweise für einen 2020 ausgefallenen oder reduzierten Urlaub geplant waren, alternativ in eine Kinderwunschbehandlung investiert haben. (kaha)

Quelle: www.aerztezeitung.de

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