Mit Kindern am Meer – gute Organisation ist alles

Wer mit Kindern reist, braucht vor allem eine gute Planung und Logistik. Tipps dazu, wie auch zu Impfungen, Reiseapotheke und Sonnenschutz, gab es beim 24. Forum des Centrums für Reisemedizin.

20.04.2023

Mit Kindern in den Urlaub – am besten vorher den ganzen Urlaub durchdenken, raten Fachleute.
© Foto: Natallia Vintsik / Fotolia (Symbolbild mit Fotomodell)
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Vor einer Reise mit Kindern gilt es, mitunter Impfungen zu ergänzen, die Reiseapotheke zusammenzustellen und einen geeigneten Sonnenschutz einzupacken. Meist ist die rechtzeitige organisatorische Vorbereitung aber wichtiger als medizinische Aspekte.

„Mit Kindern ist die gute Vorbereitung und Logistik und die Information über die Infrastruktur vor Ort eigentlich schon einmal eine gute Versicherung, und ein Kontakt mit einer Assistenzorganisation eigentlich das Allerwichtigste“, sagte Dr. Mathias Wagner aus Berlin beim Forum des Centrums für Reisemedizin (CRM).

Auch wenn es nur ans Meer nach Spanien gehe, rät der niedergelassene Kinder- und Jugendarzt Eltern, die gesamte Reise, „von der Haustür bis zur Rückkehr zur Haustür“, vorab im Geiste durchzuspielen: „Was brauchen wir? Was müssen wir organisieren?“ Bei drei Kindern werde sonst manchmal schon das Großraumtaxi zum Problem, wegen der Kindersitze und Rückhaltesysteme – ganz zu schweigen von den Koffern. „Wenn man da vorher nicht dran gedacht hat, geht schon der Stress los, bevor die Reise überhaupt begonnen hat.“

Sechs Wochen vorab zur Beratung

Eine Herausforderung für die reisemedizinische Beratung seien Reisen mit kleineren Kindern, Langzeitreisen, etwa während der Elternzeit, wenn Familien im Ausland Freunde oder Familie besuchen oder bei Last-Minute-Reisen, besonders in tropische und subtropische Regionen. Wagner empfiehlt, sich möglichst sechs Wochen vor Reiseantritt vorzustellen, mit allen wichtigen Dokumenten, etwa zu Impfungen und Vorerkrankungen.

Bis auf die erst ab vier Jahren zugelassene neue Dengue-Impfung könne man eigentlich alle Reiseimpfungen ab zwei Jahren problemlos durchführen. Die Beratung ist auch eine Gelegenheit, Lücken im Impfstatus zu schließen und zum Beispiel die Masern-Impfung zu ergänzen. Der Kinderarzt verwies auf eine Masernepidemie in Madagaskar vor einigen Jahren mit vielen Toten. Fährt man ungeimpft in Gegenden mit Ausbrüchen, ist das Infektionsrisiko hoch.

Nicht unter fünf Jahren in Malariagebiete

Vor Reisen in Malariagebiete rät Wagner für Kinder unter fünf Jahren grundsätzlich ab. Malariaprophylaxe sei prinzipiell möglich, zum Teil aber etwas problematischer als bei Erwachsenen. „Malaria selbst verläuft bei Kindern schneller und schwerer.“

Wichtig ist, je nach Reiseziel, vor allem die Tollwutimpfung. „Die Gefahr von Tierbissen ist bei Kindern etwa viermal höher als bei Erwachsenen.“ Gefahr droht hier vor allem durch Hunde und Affen. Kleine Kinder sind oft in Augenhöhe mit dem Tier und werden dann oft schwer an Gesicht oder Hals verletzt. Dann gelangt auch das Rabiesvirus schneller ins Gehirn.

Magen-Darm-Erkrankungen bekommen Kindern auf Reisen etwa dreimal so häufig wie Erwachsene. „Man sollte die Reiseapotheke entsprechend ausstatten.“ Sprich: Elektrolytlösungen, Anti-Brechmittel, gegebenenfalls Merkblätter für eine Diät. Lange Nahrungspausen seien obsolet, aber die Kinder sollten vorübergehend möglichst wenig Fett, Kristallzucker und Milch zu sich nehmen. „Säuglinge erhalten natürlich weiterhin ihre gewohnte Formula oder Muttermilch.“

Gerätetauchen erst ab zwölf Jahren

Zum Sonnenschutz empfiehlt Wagner Lichtschutzfaktor 30 bis 50 mit einem hohen UVA, UVB- und möglichst auch Infrarot-Schutz, aufzutragen etwa eine halbe Stunde vor dem Sonnenbad. Im ersten Jahr sind ausschließlich mineralische Produkte zu verwenden. Etwaige Insekten-Repellents sind mit 30 Minuten Abstand aufzutragen – „immer erst Sonnencreme, dann Repellent“.

Mittagssonne zwischen 11 bis 15 Uhr ist zu meiden, gegebenenfalls sollten die Kinder Kleidung mit eingewebtem Sonnenschutz tragen, etwa beim Schnorcheln oder beim Sport am Strand. Bei besonderen Aktivitäten gibt es Altersgrenzen. So dürfen Kinder unter acht Jahren nicht mit Apparaten tauchen. Acht bis 14 Jahre sei ein Grenzbereich, in dem das sehr eingeschränkt möglich sei. „Ab 12 bis 14 Jahren kann man mit Kindertauchen anfangen. Da gehört zu einer guten Vorbereitung eine Taucheruntersuchung entsprechend den Vorgaben der Gesellschaft für Tauch- und Überdruckmedizin.“

Quelle: Ärzte Zeitung

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