Mit Nadeln und Medikamenten gegen Schwangerschaftserbrechen

In einer Studie haben sowohl Akupunktur als auch eine Medikation mit Doxylamin und Pyridoxin die Übelkeit und das Erbrechen in der Schwangerschaft gelindert. Der klinische Nutzen scheint indes fraglich.

von Dr. Robert Bublak
19.09.2023

Frau über Kloschüssel
© Foto: eakgrungenerd / stock.adobe.com
Anzeige

Bis zu 85 Prozent der Schwangeren sind von Übelkeit und Erbrechen betroffen, meist beginnt die Misere in der sechsten bis achten Schwangerschaftswoche. Sofern die Beschwerden mild bis moderat ausgeprägt sind – was bei den meisten Betroffenen der Fall ist – gilt eine medikamentöse Kombination aus dem Antihistaminikum Doxylamin und Pyridoxin, einem Vitamin aus der B6-Gruppe, als wirksame und sichere Therapie.

Eine Gruppe von Forschern um Xiao-Ke Wu von der Universität für Chinesische Medizin in Harbin hat nun die Akupunkturnadeln gezückt und nachgesehen, ob sich damit – gegebenenfalls in Kombination mit Doxylamin/Pyridoxin – Stichhaltiges gegen moderates bis schweres Schwangerschaftserbrechen ausrichten lässt (Ann Intern Med 2023; online 20. Juni). Schwangere mit entsprechenden Beschwerden wurden in vier Gruppen aufgeteilt; die Frauen erhielten eine Akupunktur lege artis sinensis oder eine Scheinakupunktur, jeweils kombiniert mit der Gabe von Doxylamin/Pyridoxin oder Placebo. In jede der vier Gruppen wurden 88 Frauen aufgenommen.

Besseres Ergebnis mit Kombitherapie

Der Therapieerfolg wurde mit dem PUQE(Pregnancy-Unique Quantification of Emesis and Nausea)-Score bestimmt, der sich zwischen 3 und 15 Punkten bewegt. Scores unter 6 zeigen mildes, Scores von 6 bis 12 moderates und Scores ab 13 schweres Schwangerschaftserbrechen an. Der mittlere PUQE-Score der Studienteilnehmerinnen lag in allen Gruppen am Ausgangspunkt der Studie bei 11 Punkten. Stichtag für die Prüfung des Behandlungsergebnisses war Tag 15 nach Beginn der 14-tägigen Therapie.

In allen Gruppen waren an Tag 15 Senkungen des PUQE-Scores gegenüber dem Ausgangswert festzustellen: –5,7 Punkte mit Akupunktur plus Medikation, –5,0 Punkte mit Scheinakupunktur plus Medikation, –4,7 Punkte mit Akupunktur plus Placebo und –4,0 Punkte mit Scheinakupunktur plus Placebo. Daraus errechneten Wu und Kollegen einen Effekt der Akupunktur von insgesamt 0,7 Punkten verglichen mit den Gruppen mit Scheinakupunktur. Für Doxylamin/Pyridoxin – hier im Vergleich mit den Placebogruppen – betrug die Reduktion 1,0 Punkte.

„Sowohl Akupunktur als auch Doxylamin/Pyridoxin führten in unserer Studie zu statistisch signifikant reduzierten PUQE-Scores im Vergleich zu den jeweiligen Kontrollen, und zwar um 0,7 bzw. 1,0 Punkte“, bilanzieren die Forschenden um Wu. Was ein Effekt dieser Größenordnung klinisch bedeute, sei unsicher. Eine Differenz von 0,7–1,0 Punkten auf einer Skala, die sich über 13 Punkte spanne, sei womöglich doch als relativ gering anzusehen. „Dies könnte ein weiterer Grund sein, beide Therapien zu kombinieren, um so einen numerisch größeren und potenziell bedeutsameren Nutzen zu erzielen.“

Kommentar schreiben

Die Meinung und Diskussion unserer Nutzer ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie im Sinne einer angenehmen Kommunikation auf unsere Netiquette. Vielen Dank!

Pflichtfeld *