Nagelbettreparatur bei Kindern: Mit oder ohne Nagelplatte?

Muss das Nagelbett eines gequetschten Kinderfingers operativ versorgt werden, ist Fingerspitzengefühl gefragt. Ob es Nachteile hat, die Nagelplatte danach nicht wieder einzusetzen, wurde jetzt untersucht.

von von: Joana Schmidt
05.05.2023

Finger eines Kindes wird verbunden
© Foto: Светлана Лазаренко / Stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodellen)
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Das Wichtigste in Kürze

Frage: Soll die Nagelplatte nach einer chirurgischen Nagelbettreparatur bei Kindern wiedereingesetzt werden oder heilt die Verletzung besser ohne Nagel?

Antwort: Einer randomisierten Studie zufolge unterscheiden sich beide Methoden nicht signifikant bezüglich der Infektionsrate und beim optischen Ergebnis.

Bedeutung: Bezogen auf postoperative Infektionen war das Wiedereinsetzen des Nagels dem Weglassen der Nagelplatte nicht überlegen.

Einschränkung: Während für die Berechnung der Frühinfektionsrate kaum Daten fehlten, lagen für den Endpunkt der späteren Infektionen weniger Daten vor.

Nagelbettverletzungen bei Kindern, etwa durch in Türen eingeklemmte Fingerspitzen, sind häufig. Dabei verschiebt sich die Nagelplatte und hinterlässt einen Riss im Nagelbett. Um die Verletzung zu behandeln, wird meistens der Nagel entfernt und nach dem Nähen wieder aufgesetzt, es gibt aber auch die Möglichkeit, den Verband ohne den Nagel anzulegen. Ein Vergleich beider Strategien ergab ähnliche Infektionsraten und auch optisch zeigten sich keine signifikanten Unterschiede.

An der randomisierten Überlegenheitsstudie beteiligten sich 20 britische Kliniken. 451 dort behandelte Kinder mit Verdacht auf eine Nagelbettverletzung wurden randomisiert. Bei 227 von ihnen wurde die Nagelplatte nach dem Eingriff wieder auf das Nagelbett gesetzt bzw., wenn der Nagel zu kaputt oder verschwunden war, wurde ein Ersatzmaterial verwendet. Bei 224 Kindern wurde das behandelte Nagelbett verbunden, ohne die Nagelplatte wieder aufzusetzen.

Signifikante Unterschiede nur bei den Kosten

Forschende um Dr. Abhilash Jain von der Universität Oxford untersuchten, ob in den sieben Tagen nach der Operation eine Infektion aufgetreten war und wie sich das äußere Erscheinungsbild des Nagels nach mindestens vier Monaten entwickelt hatte. Beide Analysen ergaben keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Studienarmen. Allerdings waren die Behandlungskosten einschließlich der Monate nach dem Eingriff bei Wiedereinsetzen des Nagels oder eines Ersatzes signifikant höher als ohne diese Intervention, mit einem medianen Unterschied von 84 €.

Nicht mehr Schmerzen beim Verbandswechsel

Sekundäre Endpunkte waren Schmerzen bei Verbandswechsel, Auftreten von Wundinfektionen innerhalb eines Zeitraums von bis zu zwölf Monaten, Zufriedenheit von Eltern und Kind mit dem Aussehen der Nägel sowie die gesundheitsbezogene Lebensqualität. Auch hier zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.

„Die Frühinfektionsrate nach sieben Tagen betrug 2,2% in der Gruppe mit wieder eingesetztem Nagel gegenüber 0,9% in der Gruppe mit entferntem Nagel. Nach vier Monaten lagen die Raten bei 3,5% vs. 0,9%“, so Jain et al. Mit dem Infektionsrisiko ließe sich das Wiedereinsetzen des Nagels deshalb nicht rechtfertigen, lautet ihr Fazit. Eine wichtige Frage für zukünftige Studien sei, ob das Nagelbett repariert werden müsse oder ob es möglicherweise ausreiche, es zu reinigen und zu verbinden.

Quelle: SpringerMedizin.de

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