Neu im Impfkalender: Pertussis-Schutz für Schwangere

Mit der Pertussis-Impfung Schwangerer wird ein Nestschutz bei Kindern erzielt. Das beugt Risiken in den ersten Lebensmonaten vor.

von Wolfgang Geissel
12.07.2020

Schwangere sollten möglichst früh im 3. Trimenon gegen Pertussis geimpft werden.
© Foto: Africa Studio / stock.adobe.com
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Um Neugeborene in den ersten Lebensmonaten vor Keuchhusten zu schützen, sollten schwangere Frauen möglichst früh im 3. Trimenon gegen Pertussis geimpft werden. Wenn eine Frühgeburt wahrscheinlich ist, soll die Impfung ins 2. Trimenon vorgezogen werden. Eine entsprechende Empfehlung hat die Ständige Impfkommission (STIKO) im Frühjahr in ihren Kalender aufgenommen.

Höchstes Risiko im ersten Lebensmonat

Säuglinge sind durch Pertussis stark gefährdet, betont die STIKO in einer Mitteilung. Keuchhusten kann bei ihnen zu Apnoen, Pneumonien, Otitiden, Enzephalopathien und, bedingt durch extreme Lymphozytose, auch zu Lungenhochdruck führen. Das Risiko für Komplikationen ist im ersten Lebenshalbjahr am höchsten, wobei es in den ersten beiden Lebensmonaten am häufigsten zu schweren und sehr selten sogar tödlichen Verläufen kommt.

In Deutschland treten bei Säuglingen bis zum Alter von drei Monaten jährlich rund 200 Erkrankungen auf, so die STIKO. Die meisten Betroffenen müssen stationär behandelt werden. Die Kinder selbst können erst ab einem Alter von zwei Monaten geimpft werden, und erst nach zwei bis drei Impfdosen baut sich ein ausreichender Schutz auf.

Nach Studiendaten hat die Mehrzahl der Schwangeren in Industrieländern nur sehr niedrige pertussis-spezifische Antikörper-Konzentrationen. Das gilt auch dann, wenn ein bis zwei Jahre vor Schwangerschaft geimpft worden war. Die Antikörper nehmen nämlich nach der Impfung schnell ab. Nach Studiendaten sind mütterliche Antikörper schon zwölf Monate nach einer Pertussis-Impfung so stark zurückgegangen, dass auch bei einer erneuten Schwangerschaft geimpft werden sollte. Auch eine durchgemachte Erkrankung führt nicht zu anhaltender Immunität.

Antikörper werden via Plazenta aufs Kind übertragen

Durch eine diaplazentare Übertragung mütterlicher Antikörper vor Geburt wird ein Nestschutz für Säuglinge erzielt. Nach Studiendaten werden damit, unabhängig vom verwendeten Impfstoff, über 90 Prozent der Säuglinge bis zum Alter von drei Monaten vor (laborbestätigter) Pertussis sowie Hospitalisierungen und Todesfällen durch die Krankheit geschützt, betont das Gremium in dem Bericht.

Nach STIKO-Angaben ist für die Impfstoffe Covaxis® und Repevax® kürzlich die Zulassung auf das 2. und 3. Trimenon der Schwangerschaft erweitert worden. Für Boostrix® und Boostrix® Polio liege eine Zulassungserweiterung für den Einsatz im 3. Trimenon vor. TdaP-Immun® sei allerdings (bisher) nicht explizit für eine Anwendung in der Schwangerschaft zugelassen.

Quelle: www.aerztezeitung.de

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