Neue Empfehlungen für Schwangere mit Corona-Infektion

Schwangere, die mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert sind, haben offenbar kein erhöhtes Risiko für Komplikationen. Es gibt aber Einiges in der Schwangerschaft zu beachten.

von Anne Bäurle
17.07.2020

Schwangere sollten bei Kontrolluntersuchungen einen Mund-Nasen-Schutz (MNS) tragen.
© Foto: Ricardo Castelan Cruz/Eyepix/ABACAPRESS.COM
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ine gute Nachricht vorweg: Grundsätzlich gibt es derzeit keine Hinweise auf ein höheres SARS-CoV-2-Infektionsrisiko in der Schwangerschaft und auch keine Hinweise auf ein höheres Risiko für schwere COVID-19-Verläufe bei Schwangeren, heißt es in den gerade aktualisierten Empfehlungen zu COVID-19 und Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett, die die Deutsche Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM) gemeinsam mit anderen Fachgesellschaften herausgegeben hat. Daher gelten für Schwangere die allgemeinen Maßnahmen zur Infektionsvermeidung des Robert Koch-Instituts, heißt es in dem Papier.

Zudem seien Fehlgeburten während der SARS-CoV-2-Pandemie bisher nicht häufiger aufgetreten als sonst. Völlig ausschließen lasse sich ein höheres Risiko für Fehlgeburten durch SARS-CoV-2-Infektion derzeit jedoch nicht.

Intrauterine Transmission? Nach wie vor unklar

Bei Studien zu Frühgeburten varriiere die Rate „je nach Studie zwischen 15 und 39 Prozent. Ob diese jedoch iatrogen durch kritischen maternalen Zustand bedingt waren oder aber spontane Frühgeburten darstellen, ist in den Fallserien nicht ausreichend differenziert“, heißt es in dem Bericht weiter.

Eine erste Auswertung der britischen UKOSS-Registerdaten habe eine Frühgeburtsrate von 25 Prozent ergeben (20 Prozent spontan, 80 Prozent iatrogen), wobei die mütterliche respiratorische Beeinträchtigung allein in 12 Prozent die vorzeitige Entbindung bedingte.

Nach wie vor ist unklar, ob es eine intrauterine Transmission von der Mutter auf das Ungeborene gibt. „Bislang konnte aber weder in Fruchtwasser noch in Nabelschnurblut SARS-CoV-2 nachgewiesen werden“, berichten die Gesellschaften.

Erkenntisse und Empfehlungen

Für die Praxis ziehen die Experten aus ihren Erkenntnissen unter anderem folgende Schlüsse:

  • Schwangere sollten bei Vorstellung einen Mund-Nasen-Schutz (MNS) tragen, und zwar sowohl in der Praxis als auch in der Klinik. Dies gelte auch für Begleitpersonen. Das Tragen des MNS während der Geburt müsse im Einzelfall geprüft werden. Für das betreuende Personal wird ein MNS während der Pandemie bei jeder Entbindung empfohlen.
  • Zu ultrasonographischen Verlaufskontrollen (Biometrie, Doppler, Fruchtwassermenge) raten die Gesellschaften bei SARS-CoV-2-positiven Schwangeren in zwei- bis vier-wöchentlichen Abständen.
  • Die Applikation antenataler Steroide und Tokolytika bei drohender Frühgeburt ist indikationsgerecht möglich.
  • Eine Thrombembolieprophylaxe mit niedermolekularem Heparin sollten alle Schwangere mit vermuteter oder bestätigter COVID-19-Erkrankung erhalten. Grund ist das erhöhte Risiko für thrombembolische Ereignisse bei SARS-CoV-2 Infektion und COVID-19. Die Prophylaxe sollte für mindestens zehn Tage nach Entlassung fortgeführt werden.
  • Eine Entbindungsinidkation ist den Experten zufolge weder eine SARS-CoV-2-Infektion noch COVID-19. Eine relevante mütterliche respiratorische Beeinträchtigung kann aber eine Entbindung erforderlich machen. Dabei wird die vaginale Entbindung bei SARS-CoV-2 Infektion oder COVID-19 Erkrankung empfohlen. Allerdings sei etwa eine Wassergeburt kontraindiziert, da Kontakt zu Stuhl vermieden werden sollte.
  • Eine Regionalanästhesie (Periduralkatheter/Spinalanästhesie) ist bei SARS-CoV-2-Infektion beziehungsweise COVID-19 nicht kontraindiziert, betonen die Gesellschaften. Der Einsatz von Lachgas (N2O) sub partu werde aufgrund möglicher Aerosolbildung kontrovers diskutiert: „Während deutsche Empfehlungen die Nutzung von Lachgas zur peripartalen Analgesie ablehnen, sieht das UK-Royal College of Obstetrics and Gynaecology dafür keine Kontraindikation, wenn ein personenbezogener mikrobiologischer Filter und eine Einmalmaske verwendet werden“.
  • Stillen sollte bei SARS-CoV-2 positiven Müttern ermöglicht und unterstützt werden. Allerdings ist „eine Infektion durch Tröpfchen oder Aerosole durch unmittelbare Nähe zu den mütterlichen Atemwegen zu berücksichtigen“. Maßnahmen der Atemhygiene (MNS) und Hygiene von Händen, Brust und Milchpumpen werden daher empfohlen. Das Abpumpen und anschließende Füttern durch eine gesunde Betreuungsperson sei bei räumlicher Trennung eine mögliche Alternative

Quelle: www.aerztezeitung.de

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