Olivenöl statt Butter – lässt sich so das Sterberisiko senken?

Olivenöl gilt als gesund, gerade für das Herz. Nun wurden die Auswirkungen des Pflanzenöls auf die Gesamtsterblichkeit erstmals in einer großen prospektiven Studie untersucht. Die Ergebnisse könnten auf einen positiven Einfluss hindeuten – mit Betonung auf „könnten“.

von Veronika Schlimpert
02.02.2022

Die Empfehlung, tierische Fette wie Butter durch ungesättigte Pflanzenöle wie Olivenöl zu ersetzen, bekommt durch die Ergebnisse einer großen prospektiven Studie Rückenwind.
© Foto: Multiart / stock.adobe.com
Anzeige

 Wer Butter und Margarine durch Olivenöl ersetzt, kann womöglich auf lange Sicht sein Sterberisiko senken. Darauf deutet jedenfalls eine Analyse zweier großer, noch immer laufender prospektiver Studien hin, über deren Ergebnisse US-amerikanische Ernährungswissenschaftler um Professor Marta Guasch-Ferré von der Harvard School of Public Health in Boston, Massachusetts, jetzt berichten (J Am Coll Cardiol. 2022; 79(2): 101–112). „Das Ersetzen von Margarine, Butter und Mayonnaise sowie Nahrungsfette durch Olivenöl war mit einem geringeren Mortalitätsrisiko assoziiert“, so die Forscher.

Fast 100.000 Teilnehmer über 28 Jahre nachverfolgt

Insgesamt wurden in beiden Kohorten (Nurses‘ Health Study und Health Professionals Follow-up Study) 60.582 Frauen und 31.801 Männer aus den USA über einen Zeitraum von 28 Jahren nachverfolgt. Zu Studienbeginn litten die Frauen und Männer weder an kardiovaskulären Erkrankungen noch an einer Krebserkrankung.

Alle vier Jahre wurde ihr Ernährungsverhalten mittels eines Fragebogens ermittelt. Während des Follow-up starben 36.856 Personen.

Hoher Olivenöl-Konsum mit geringerem Sterberisiko assoziiert

In einer multivariaten Analyse stellten die Autorinnen und Autoren fest, dass jene Teilnehmer, die den höchsten Olivenöl-Konsum angegeben hatten (> 7 g/Tag, was mehr als einem halben Esslöffel entspricht), ein um 19 Prozent geringeres relatives Sterberisiko aufwiesen als jene, die gar kein oder kaum Olivenöl zu sich nahmen. Diese Assoziation zeigte sich selbst nach Adjustierung auf Lebensstilfaktoren, sozioökonomische Faktoren und Ernährungsaspekte, die das Ergebnis potenziell verzerren könnten (Hazard Ratio, HR: 0,81).

Auch die kardiovaskuläre Sterblichkeit war bei den Olivenöl-Konsumenten um 19 Prozent geringer (HR: 0,81). Entsprechende Effekte auf die Herzgesundheit konnten Guasch-Ferré und Kollegen bereits in einer früheren Analyse demonstrieren.

Überraschenderweise war auch die Sterblichkeit durch Krebserkrankungen, durch neurodegenerative Störungen und durch respiratorische Ursachen geringer bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die viel Olivenöl zu sich nahmen (HR: 0,83, 0,71 bzw. 0,82). Letztere Assoziation ist laut der Studienautoren bisher noch in keiner prospektiven Studie gezeigt worden.

Daten unterstützen aktuelle Ernährungsempfehlungen

Auf Basis ihrer Daten stellen die Ernährungswissenschaftler eine Schätzung auf: Demzufolge geht der Ersatz von 10 g Margarine, Butter, Mayonnaise und Ernährungsfette pro Tag durch eine äquivalente Menge an Olivenöl mit einem um 8 bis 34 Prozent geringeren Risiko für jegliche Todesfälle sowie für ursachenspezifische Todesfälle einher. „Alles in allem unterstützen unsere Daten aktuelle Ernährungsempfehlungen, nach denen tierische Fette durch ungesättigte Pflanzenöle wie Olivenöl ersetzt werden sollten“, so Guasch-Ferré und Kollegen.

Die Wissenschaftler weisen allerdings darauf hin, dass das Ersetzen anderer ungesättigter Pflanzenöle durch Olivenöl keinen signifikanten Einfluss auf die Sterblichkeit hatte. Sprich, die Effekte scheinen somit nicht spezifisch auf das Olivenöl begrenzt, sondern auch für jegliche andere Pflanzenöle zu gelten.

Doch ein Bias ist nicht auszuschließen

Und wie so oft bei Ernährungsstudien sind auch die Ergebnisse dieser Analyse mit Vorsicht zu interpretieren. Aufgrund des nicht randomisierten Designs sind Störfaktoren trotz Adjustierungen nicht auszuschließen. So könnte der Konsum von Olivenöl bloß Ausdruck eines generell gesünderen Lebensstils sein. Auch die Erfassung des Ernährungsverhaltens mittels Fragebogen birgt bekanntlich einen Bias. Aus den Ergebnissen lassen sich somit nur Assoziationen und keine Kausalitäten ableiten.

Quelle: Ärzte Zeitung

Kommentar schreiben

Die Meinung und Diskussion unserer Nutzer ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie im Sinne einer angenehmen Kommunikation auf unsere Netiquette. Vielen Dank!

Pflichtfeld *