Orale Kontrazeption ohne Einfluss auf Zeitpunkt der Menopause

Frauen, die hormonell verhüten, haben kein höheres Risiko für eine vorzeitige Menopause. Für jene, die zur Verhütung auf eine Tubenligatur gesetzt haben, gilt das nicht: Hier liegt das Risiko höher – allerdings nur moderat.

von von Robert Bublak
03.06.2021

Die Verhütungspille wird 60 Jahre alt. Junge Frauen in Deutschland greifen seltener auf sie zurück.
© Foto: mraoraor / stock.adobe.com
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In einer prospektiven, populationsbasierten Kohortenstudie hat eine Arbeitsgruppe um Dr. Christine Langton von der University of Massachusetts in Amherst einen möglichen Zusammenhang zwischen Kontrazeptionsmethode und dem Risiko für eine frühe natürliche Menopause untersucht (Hum Reprod 2021; online 2. April).

Teil nahmen mehr als 100.000 Probandinnen der Nurses‘ Health Study II. Sie waren 1989, zu Beginn der Studie, zwischen 25 und 42 Jahre alt und wurden bis zum 45. Geburtstag beziehungsweise bis zum Eintritt einer frühen Menopause (vor einem Alter von 45 Jahren), bis zu einer Hysterektomie oder Oophorektomie, bis zu einer Krebsdiagnose oder bis zum Eintritt des Todes nachbeobachtet. Die Studie endete 2017.

Vorzeitige Menopause bei 2,4 Prozent

Insgesamt hatten 83 Prozent der Frauen mehr oder weniger lange auf orale Kontrazeptiva zurückgegriffen. 16 Prozent hatten im Alter zwischen 25 und 39 Jahren eine Tubenligatur vornehmen lassen, doch auch von ihnen hatten drei Viertel den Gebrauch oraler Kontrazeptiva in der Anamnese stehen.

Eine vorzeitige Menopause erlebten 2579 Probandinnen (2,4 Prozent). Nach dem Abgleich gegen Einflüsse der Ernährung, des Lebensstils und gegen Faktoren wie Menarchenalter, Dauer des Stillens und Zykluslänge war kein Zusammenhang mit dem Risiko für eine frühe Menopause festzustellen: Weder die Dauer noch der Zeitraum oder die Art der oralen Kontrazeption spielten eine Rolle.

Verglich man beispielsweise Frauen, die niemals orale Kontrazeptiva benutzt hatten, mit solchen, die mindestens zehn Jahre lang hormonell verhütet hatten, ergab sich keine signifikante Risikodifferenz mit Blick auf einen vorzeitigen Eintritt der Menopause.

Tubenligatur drosselt ovarielle Blutversorgung

Hingegen kam es bei Frauen mit Tubenligatur signifikant häufiger zu früher Menopause. Das Risiko war um 17 Prozent höher, wobei die Spanne möglicher Steigerungen von 6 Prozent bis 28 Prozent reichte. Laut Einschätzung von Langton und Kollegen ist die Erhöhung als moderat anzusehen.

Es wäre nicht unplausibel gewesen, hätte die orale Kontrazeption das Risiko für frühe Menopause nicht nur nicht erhöht, sondern sogar vermindert. Schließlich könnte hormonelle Verhütung die Follikelatresie verzögern. Allerdings werden orale Kontrazeptiva auch in der Prämenopause zur Regulierung von Zyklusunregelmäßigkeiten verordnet, was den Effekt verdecken könnte.

Nicht unplausibel ist auch die moderate Erhöhung des Risikos für die Frühmenopause durch die Tubenligatur. Sie drosselt die ovarielle Blutversorgung, wodurch die Spiegel der ovariell produzierten Sexualhormone sinken. Das kann sich negativ auf Ovarfunktion und ovarielle Reserve auswirken und, zumindest theoretisch, eine frühe Menopause induzieren.

Quelle: www.aerztezeitung.de

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