Patienten wünschen mehr Aufklärung zu bildgebenden Verfahren

Viele Patienten wünschen sich eine bessere Aufklärung über strahlungsbedingte Risiken bei bildgebenden Verfahren, so eine Studie aus Italien. Das Wissen über ionisierende Strahlung war mit zwei Faktoren assoziiert.

von Joana Schmidt
14.12.2021

Bevor ein Patient in die Röhre kommt, sollte er sich der Risiken des bildgebenden Verfahrens bewusst sein (Symbolbild mit Fotomodellen).
© Foto: Peakstock / stock.adobe.com
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Das Wichtigste in Kürze

Frage: Wie steht es um das Wissen der Patienten zu ionisierender Strahlung bei bildgebenden Verfahren und damit verbundenen Risiken?

Antwort: Ein erheblicher Teil der Patienten empfand in einer italienischen Studie das eigene Wissen dazu als unzureichend und war über grundlegende Aspekte falsch informiert.

Bedeutung: Die Studie belegt den Nutzen von Interventionen, die das Patientenwissen über die mit Strahlung verbundenen Risiken verbessern können.

Einschränkung: Es wurde nicht differenziert, welchem bildgebenden Verfahren die Patienten sich unterzogen hatten.

Obwohl die Strahlenbelastung bei einem Thorax-CT-Scan etwa hundertmal höher ist als bei einer entsprechenden Röntgenaufnahme, sind sich Patienten solcher Unterschiede oft nicht bewusst. Viele wissen wenig über die Risiken verschiedener bildgebender Verfahren, zeigt eine Studie von Dr. Luca Bastiani vom Nationalen Forschungsrat in Pisa und seinem Team (JAMA Netw Open. 2021; 4: e2128561).

Für die Analyse wurden knapp 3000 Patienten aus 16 italienischen Kliniken befragt. Diese hatten im Wartezimmer gesessen, um sich einem bildgebenden Verfahren zu unterziehen. In der Umfrage ging es um Grundwissen zu ionisierender Strahlung sowie die dadurch bedingten Gesundheitsrisiken. Gut die Hälfte der Teilnehmenden waren Frauen. Fast alle hatten bereits mindestens ein bildgebendes Verfahren hinter sich, trotzdem waren viele nicht gut darüber informiert.

44 Prozent halten ihr Wissen für lückenhaft

So wussten zum Beispiel rund 55 Prozent der Patienten nicht, dass CT-Scans des Thorax gegenüber Thorax-Röntgenaufnahmen mit einer höheren Strahlenbelastung einhergehen. Nur 52 Prozent waren sich bewusst, dass nach nuklearmedizinischen Untersuchungen Strahlung emittiert werden kann. 23 Prozent glaubten, dass das Strahlenrisiko nicht vom Alter abhängig sei. 71 Prozent und 38 Prozent kategorisierten CT-Scans und Mammografien korrekt als strahlenbasierte Bildgebung, während 85 Prozent und 43 Prozent Ultraschall und MRT als strahlungsfreie Verfahren einordnen konnten.

Insgesamt hielt fast die Hälfte (44 Prozent) ihr eigenes Wissen über Strahlenrisiken für unzureichend. 43 Prozent gaben an, von medizinischem Personal darüber informiert worden zu sein. Aber über 80 Prozent würden sich solche Informationen wünschen.

„Kommunikation zwischen Arzt und Patient verbessern!“

Das Forscherteam stellte fest, dass fundiertes Wissen über ionisierende Strahlung mit zwei Faktoren assoziiert war: Vorherige Aufklärung durch medizinisches Personal erhöhte die Chance auf viele richtige Antworten um 71 Prozent und ein höheres Bildungsniveau gegenüber einem niedrigen steigerte diese um mehr als das 2,5-fache. Die Mediziner um Bastiani plädieren für eine verbesserte Kommunikation zwischen Arzt und Patient, um die beobachteten Wissenslücken zu schließen.

Der Epidemiologe Dr. Carly Stewart und die Gynäkologin Dr. Rebecca Smith-Bindman von der Universität von Kalifornien in San Francisco stimmen ihnen in einem Begleitkommentar zu. „Radiologen wissen zwar mehr über die Auswirkungen von Strahlung als andere Mediziner, haben jedoch nur eine minimale Interaktion mit den Patienten“, geben sie zu bedenken. Ordnen Ärzte bildgebende Verfahren an, dann liege es auch in ihrer Verantwortung, Patienten aufzuklären. Diese sollten eine fundierte Entscheidung unter Kenntnis der Risiken treffen können. Zudem liege es in der Verantwortung der Gesundheitssysteme, Ärzte mit dem nötigen Wissen dafür auszustatten (JAMA Network Open 2021; 4: e2129681).

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