Pflanzlich basierte Kost ist gesund – wenn sie gegessen wird!

Die Umsetzung von Ernährungsempfehlungen ist nach wie vor mehr als mangelhaft. Dabei hat eine gesunde, pflanzlich basierte Kost günstige Effekte in Prävention und Therapie chronischer Erkrankungen. Professor Dr. oec. troph Birgit-Christiane Zyriax, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, setzt auf personalisierte Empfehlungen – und künstliche Intelligenz.

von Dr. Beate Fessler
09.04.2021

Gemüse auf Gabeln
© Foto: gerenme / Getty Images / iStock
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Wer wüsste es nicht: Ernährung und Lebensstil sind von hoher Relevanz für die Entstehung und den Verlauf chronischer Krankheitsbilder, allen voran kardiovaskulären und malignen Erkrankungen. Durch diätetische Maßnahmen und Lebensstiländerungen lassen sich 50% der Herz-Kreislauf-Erkrankungen und 30 bis 40% der Tumorerkrankungen günstig beeinflussen. Im Fokus steht dabei eine Verbesserung der Parameter des metabolischen Syndroms, darunter Diabetes mellitus, Übergewicht und Bluthochdruck.

Bewegung allein ist zu wenig

Wer sich nun anschickt mit Sport überflüssigen Pfunden zu Leibe zu rücken, wird schnell frustriert sein, denn ein durchschlagender Erfolg bleibt aus. Sport sei war wichtig, so Zyriax. Aber mit körperlicher Aktivität allein gelingt eine Gewichtsabnahme nur bedingt. Langfristig lassen sich ohne diätetische Maßnahmen Übergewicht und Adipositas kaum reduzieren. Dagegen ist es unerheblich, ob man sich zum Fasten (2 Tage / Woche; 75% Energiereduktion) entschließt oder seine Ernährung auf eine mediterrane Kost umstellt (-25% Kalorienrestriktion): der Unterschied zwischen den beiden Regimes ist nicht signifikant. 

Von Bedeutung für den Erfolg der diätetischen Maßnahmen scheint dagegen der Chronotyp zu sein: der „Morgentyp“ zeigt eine höhere Adhärenz zur – gesunden - mediterranen Diät. Neben der mediterranen Diät, die nachweislich das Risiko für einen Typ-2-Diabetes senkt, nannte Zyriax als weitere pflanzlich orientierte Kost die DASH-Diät (Dietary Approaches to stop Hypertension, zu Deutsch: eine fett- und cholesterinarme Ernährung mit einem hohen Anteil an Gemüse und Obst sowie wenig Salz). Sie soll kardiovaskuläre Erkrankungen und Diabetes reduzieren. Hier seien aber noch mehr randomisierte Studien nötig.

Hunger ist hartnäckig

Allerdings musste Zyriax auch Wasser in den Wein gießen. Denn die Hungergefühle nach Gewichtsreduktion steigen sogar über einen Zeitraum von 62 Wochen stetig an. Eine digitale Unterstützung der Adipositas-Therapie kann deshalb durchaus erfolgreich sein und ist aus ihrer Sicht empfehlenswert.

„Luft nach oben“

Dass ein gesunder Lebensstil mit pflanzlich-basierter Kost generell das Risiko für Krankheiten senken und deren Verlauf verbessern kann, zeigen verschiedene Beobachtungsstudien. Zyriax verwies unter anderem auf eine Untersuchung mit knapp 4000 Probanden über einen Zeitraum von sieben Jahren, nach der ein gesunder Lebensstil (BMI < 25 kg/m2, Bewegung, Nichtrauchen, gesunde Ernährung, geringer Alkoholkonsum) das Risiko für ein Kolonkarzinom, Rezidiv oder Tod, unabhängig von einer genetischen Disposition, senkte. 

Auch nach einer Brustkrebserkrankung verbesserte eine gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse die Prognose: nicht adipöse lebten länger als adipöse. Zyriax bemängelte allerdings, dass die Umsetzung von Ernährungsempfehlungen nach wie vor schlecht sei. Hier gebe es „viel Luft nach oben“. Sie sieht die Zukunft in individualisierten Ernährungsempfehlung statt populationsbezogener Empfehlungen. Auch das intestinale und das orale Mikrobiom sei dabei von Relevanz, aber auch die künstliche Intelligenz könnte weiterhelfen. Das sei eine Reise in die Zukunft.

Basierend auf: Hauptthema: Blick ins Nachbarfach, Vortrag „Fakten und Mythen einer gesunden Ernährung", FOKO digital 2021, 5. März 2021

Quelle: www.springermedizin.de

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