Risikobasiertes Brustkrebs-Screening wohl effektiver als altersbasiertes

Der Anspruch auf Teilnahme am Brustkrebs-Screening wird derzeit meist ausschließlich über das Alter der Frauen definiert. DKFZ-Forscher errechneten nun, dass ein personalisiertes, risikobasiertes Mammografie-Screening bei vergleichbaren Kosten sinnvoller sein könnte.

26.07.2021

Mammografie: Die Screening-Programme unterscheiden sich von Land zu Land.
© Foto: Francois Destoc / Maxppp / dpa
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 In vielen entwickelten Ländern sind Mammografie-Screening-Programme Teil der Krebsvorsorge. Ziel ist, bösartige Tumoren in einem frühen, besser heilbaren Stadium zu entdecken. Da die Wahrscheinlichkeit einer Brustkrebsdiagnose mit dem Lebensalter steigt, richten sich die Angebote meist an Frauen im höheren Alter.

In Deutschland werden Frauen zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre zum Mammografie-Screening eingeladen, erinnert das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in einer Mitteilung.

Untersuchungsintervall nach individuellem Risikoprofil

In den vergangenen Jahren konnten Wissenschaftler immer genauer aufklären, wie individuelle Risikofaktoren die Wahrscheinlichkeit einer Brustkrebserkrankung beeinflussen. Dadurch stellte sich zunehmend die Frage, ob es sinnvoll ist, allein das Alter zur Definition der Screeninggruppe heranzuziehen, so das DKFZ.

Frauen mit höheren Risiken könnten etwa davon profitieren, den Screeningzeitraum auszudehnen oder die Untersuchung häufiger wahrzunehmen. Dagegen würden für Frauen mit durchschnittlichem Brustkrebs-Risiko möglicherweise größere Untersuchungsintervalle ausreichen.

„Um ein optimales Nutzen-Schaden-Verhältnis zu erreichen, sollte die Häufigkeit der Untersuchungen neben dem Alter auch an das individuelle Risikoprofil der Frauen angepasst werden“, wird Professor Michael Schlander, Leiter der Gesundheitsökonomie am DKFZ, in der Mitteilung zitiert. Dass ein solches risikobasiertes Brustkrebs-Screening auch ökonomisch eine gangbare Alternative sein könnte, haben Wissenschaftler seiner Abteilung nun mit einer systematischen Literaturauswertung belegt (Int J Canc 2021, online 12. April).

Die zehn in der aktuellen Arbeit ausgewerteten Studien unterschieden sich hinsichtlich der berücksichtigten Risikofaktoren. Am häufigsten wurden neben dem Alter die Brustdichte, familiäre Risiken, frühere gutartige Brusterkrankung, reproduktive Faktoren, Lebensstilfaktoren, genetische Risikoprofile (SNPs) sowie die Wahrscheinlichkeit einer Mutation in den Brustkrebsgenen BRAC1 und 2 zur Risikostratifizierung genutzt.

Kosteneffektivität verschiedener Programme ermittelt

Die DKFZ-Forscher verglichen die Kosteneffektivität verschiedener Screeningprogramme mit dem Ergebnis: Programme, bei denen Frauen mit geringen Risiken seltener, Hochrisiko-Frauen aber häufiger untersucht wurden, erwiesen sich gegenüber einem rein altersbasierten Screening (oder gar keinem Screening) als kosteneffektiver. Das bedeutet: Bei gleichen Kosten kann das risikobasierte Screening einen höheren gesundheitlichen Gewinn erzielen – bezogen auf die Gruppe aller gescreenten Frauen.

„Ein personalisiertes Screening erschien in unserer Auswertung als wirtschaftlich effiziente Alternative zu einem rein altersbasierten Brustkrebs-Screening“, erklärt Schlander. Der Gesundheitsökonom schränkt allerdings ein, dass aufgrund der Heterogenität der ausgewerteten Einzelstudien eine abschließende Beurteilung noch nicht möglich sei.

So haben beispielsweise einige der Einzelstudien die Kosten für die Bestimmung der individuellen Risikofaktoren der Frauen nicht berücksichtigt. DKFZ-Studienleiter Dr. Shah Alam Khan ergänzt: „Bevor das altersbasierte Screening durch eine andere Methode ersetzt wird, sind weitere Untersuchungen notwendig. Dabei sollten auch neue Technologien miteinbezogen werden, wie etwa die 3D-Mammografie oder spezielle MRT-Untersuchungsverfahren.“ (eb/ikr)

Quelle: www.aerztezeitung.de

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