Schub fürs Immunsystem per Muttermilch

Die Muttermilch unterstützt das kindliche Immunsystem und stärkt die Darmflora. So weit, so bekannt. Warum das so ist, das haben Forscher aus Hannover und Bonn jetzt untersucht.

05.10.2020

Muttermilch: Die enthaltenen Proteine stärken Darmflora und Immunsystem und können vor Darmkerkrankungen und Adipositas schützen
© Foto: Oscar Brunet / stock.adobe.com
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Warum Alarmine für die Entwicklung des kindlichen Immunsystems so wichtig sind, haben Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und der Universität Bonn herausgefunden. Alarmine sind körpereigene Proteine, die bei Mikrobenkontakt oder Gewebeverletzungen in den extrazellulären Raum gelangen. Sie fungieren als Gefahrensignal und führen zu einer Entzündungsreaktion sowie unter anderem zur Reparatur des geschädigten Gewebes.

Außerdem, wie die Forscher aus Hannover und Bonn nun entdeckt haben, steuern Alarmine den Anpassungsprozess des kindlichen Immunsystems, das durch Interaktionen mit Bakterien aus der Umwelt heranreift (Gastroenterology 2020; online 9. August).

Die Alarmine stammen aus der Muttermilch und entstehen auch im Darm des Kindes. Säuglinge, die per Kaiserschnitt geboren werden, haben weniger Alarmine als vaginal geborene Kinder. Auch Frühgeborene können selbst weniger Alarmine produzieren als Reifgeborene, heißt es in einer Mitteilung der MHH zur Studie. Die Folge des Alarmin-Mangels: Die Darmbesiedlung sei gestört, Betroffene litten häufiger an chronisch entzündlichen Darmerkrankungen oder Adipositas.

Vermeiden lässt sich ein solcher Alarmin-Mangel nach Ansicht von Professor Dorothee Viemann von der MHH möglicherweise über eine Nahrungsergänzung mit diesen Proteinen für Neugeborene. Viemann bezieht ihre Aussagen auf Beobachtungen aus Mausstudien, bei denen eine einmalige Gabe von Alarminen die Mäuse vor schlechter Darmbesiedlung und damit assoziierten Krankheiten geschützt habe, so die MHH. Die Forscher wollen nun auf ihren Ergebnissen aufbauen und weitere präklinische und später auch klinische Arbeiten unternehmen, heißt es in der Mitteilung weiter. (eb)

Quelle: www.aerztezeitung.de

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