Schwangerschaft mit 35+

Mit dem Alter steigt das Sterberisiko erheblich - Während die Zahl schwangerschaftsbedingter Todesfälle in den westlichen Industrieländern rückläufig ist, steigt sie in den USA in den letzten Jahren. Welche Ursachen gibt es? Wie hängt das Risiko vom Alter der Schwangeren ab? Eine neue US-Studie gibt Aufschluss.

von Joana Schmidt
26.08.2021

schwangere Frau mit Hand auf dem Bauch - soft
© Foto: D.aniel / stock.adobe.com
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Das Wichtigste in Kürze

Frage: Was sind die Haupttodesursachen von Frauen während der Schwangerschaft und in der Zeit danach und wie unterscheiden sie sich nach Alter der Mütter?
Antwort: Am häufigsten sind peripartale Blutungen. Das Sterberisiko verdoppelt sich ab 35, vervierfacht sich ab 40 und verelffacht sich ab 45. 
Bedeutung: Viele schwangerschaftsbedingte Todesfälle lassen sich den Forschern zufolge durch Früherkennung und kontinuierliche Betreuung verhindern.
Einschränkung: Möglicherweise sind die Ergebnisse der US-Studie nicht auf andere Länder übertragbar.

Fast in allen westlichen Industrieländern hat sich die Müttersterblichkeit in den vergangenen Jahrzehnten halbiert, während sie sich in den USA dagegen fast verdoppelt hat. Dieser Unterschied lässt sich unter anderem mit vielen ungewollten Schwangerschaften wegen fehlender Aufklärung über Verhütung, einen erschwerten Zugang zu Vorsorgeuntersuchungen sowie einen Mangel an gesetzlichen Regelungen für bezahlten Mutterschutz erklären. Die konkreten Todesursachen ähneln sich dagegen in den genannten Ländern. In einer US-Studie wurde jetzt untersucht, wie sie sich nach Alter der Mütter unterscheiden.

Ein Team um Prof. Marian MacDorman von der Universität Maryland analysierte dafür Sterbedaten aus einem nationalen Gesundheitsregister. Um möglichst genaue Informationen zu unterhalten, schlossen die Forscher nur solche Sterbeurkunden ein, in denen die Todesursache in Worten erläutert wurde, gegenüber solchen, in denen ein Kästchen angekreuzt worden war. MacDorman und Mitarbeiter ermittelten die primäre Todesursache und untersuchten die Häufigkeit der schwangerschaftsbedingten Todesfälle nach Altersgruppen.

Ab 35 doppeltes, ab 45 elffaches Sterberisiko

Im Vergleich zu Frauen unter 35 Jahren war die Müttersterblichkeitsrate bei den 35- bis 39-Jährigen doppelt so hoch, bei den 40- bis 44-Jährigen viermal so hoch und im Alter von 45 bis 54 sogar elfmal so hoch. 

Bei den Müttern über 35 Jahre war die häufigste Todesursache peripartale Blutungen – ihr Risiko dafür war vervierfacht im Vergleich zu den unter 35-Jährigen. Die zweithäufigste Todesursache waren postpartale Kardiomyopathien, wofür das Risiko der über 35-Jährigen verglichen mit jüngeren Frauen verdreifacht war. Das Risiko für Fruchtwasser-, Lungen- und andere Embolien, Präeklampsien und Eklampsien sowie für andere Komplikationen bei geburtshilflichen Eingriffen war bei den Müttern über 35 Jahre immerhin noch doppelt so hoch wie bei den jüngeren Frauen. 

Vorsorgeuntersuchungen verringern Todesfälle

Diese fünf Todesursachen zusammen waren insgesamt für 71% der schwangerschaftsbedingten Todesfälle bei den über 35-Jährigen verantwortlich. „Das erhöhte Risiko für Müttersterblichkeit ab 35 Jahren konzentrierte sich auf einige wenige Todesursachen – ein Großteil dieser Übersterblichkeit ist vermeidbar“, lautet das Fazit der Forscher um MacDorman. Früherkennung und Behandlung während der Schwangerschaft sowie kontinuierliche Betreuung während des Jahres nach der Geburt seien entscheidend, um solche Todesfälle zu verhindern. 

Quelle: www.springermedizin.de

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