Schwangerschaft nach Eizellspende: Wie ist die Prognose?

Auch wenn Eizellspenden nach deutschem Recht verboten sind, sind sie in den meisten europäischen Ländern erlaubt. Das nutzen viele Frauen und bringen ihr Kind in Deutschland zu Welt – nicht ohne Risiken.

von Joana Schmidt
02.11.2021

In-Vitro-Fertilisation: Unter Verwendung einer besonderen Kulturmethode wurden im Jahr 2018 in Deutschland 13.761 Single-Embryo-Transfers durchgeführt, die zur Geburt von 3510 geborenen Kindern führten. Davon kamen 96 Prozent als Einlinge zur Welt.
© Foto: Sebastian Kaulitzki / stock.adobe.com
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Das Wichtigste in Kürze

Frage: Wie ist die Prognose für Mutter und Kind nach einer durch Eizellspende ermöglichten Schwangerschaft?

Antwort: Schwangerschaften mit Eizellspende gehen mit Risiken wie Präeklampsie, Frühgeburt, Kaiserschnitt und peripartalen Blutungen einher.

Bedeutung: Die genaue Kenntnis der damit verbundenen Risiken ist für die Patientin und das medizinische Personal von großer Bedeutung.

Einschränkung: Die Anzahl der Studienteilnehmerinnen war gering und das Durchschnittsalter hoch.

Obwohl Eizellspenden in Deutschland illegal sind, steigt die Anzahl der auf diese Weise schwanger gewordenen Frauen hierzulande. Viele halten das aus Furcht vor Konsequenzen oder Diskriminierung geheim. Gleichzeitig fehlen aufgrund der Rechtslage Leitlinien für solche Schwangerschaften. Beides erhöht das Risiko für eine nicht adäquate Überwachung dieser Patientinnen. Denn eine Eizellspende ist ein Risikofaktor für Schwangerschaftskomplikationen, zeigt eine neue Studie aus Berlin.

Dr. Judith Altmann von der Berliner Charité und ihr Team wollten angesichts der zunehmenden Anzahl von Schwangeren mit Eizellspende plus hoher Dunkelziffer mehr Klarheit über dieses Tabuthema schaffen. Sie untersuchten die Prognose von Mutter und Kind bei solchen Schwangerschaften mithilfe aller dazu verfügbaren Daten aus drei großen Berliner Geburtskliniken. In die Studie wurden 115 Frauen einbezogen, davon waren 62 mit einem Kind, 44 mit Zwillingen, sieben mit Drillingen und zwei mit Vierlingen schwanger.

Oft letzte Option nach vielen Versuchen

Die Patientinnen waren median 44 Jahre alt. Meist waren zwei Embryonen übertragen worden, manchmal nur einer, seltener drei oder vier. Viele Paare hatten zuvor erfolglos andere Methoden der Kinderwunschbehandlung ausprobiert und in der Eizellspende den letzten Ausweg gesehen. Am häufigsten waren sie dafür nach Spanien oder Tschechien gereist. Auch wenn in vielen Fällen gesunde Kinder geboren wurden, stellten die Mediziner fest: Schwangerschaften mit Eizellspende gehen mit einem hohen Risiko für eine ungünstige Prognose für Mutter und Kind einher.

Die Präeklampsierate der Studienteilnehmerinnen betrug 16% bei Einlings-, 23% bei Zwillings- und 22% bei Drillings- oder Vierlingsschwangerschaften. 21% der einzelnen Kinder, 24% der Zwillinge und 67% der Drillinge oder Vierlinge wurden vor der 34. Schwangerschaftswoche entbunden. Vor der 37. Woche waren es sogar jeweils 35%, 63% und 89%.

Zum intrauterinen Fruchttod (IUFT) eines Fetus kam es bei zwei Einlings-, vier Zwillings- und einer Drillingsschwangerschaft. Rund 3% der einzelnen Kinder, 5% der Zwillinge und 33% der Drillinge oder Vierlinge waren Totgeburten. Darüber hinaus traten fünf perinatale Todesfälle aufgrund extremer Frühgeburten auf.

Kaiserschnitte und Blutungen sind häufig

Die meisten Kinder kamen per Sectio auf die Welt mit einem hohen Anteil von Notkaiserschnitten. Dieser betrug bei einzelnen Kindern 49%, bei Zwillingen 67% und bei Drillingen oder Vierlingen 100%. Unabhängig von der Multiplizität der Schwangerschaft trat ein erhöhter peripartaler Blutverlust auf: median 683 ml bei Einlingen, 782 ml bei dichorialen Zwillingen und 1214 ml bei Drillingen oder Vierlingen.

„Auf Eizellspenden basierende Schwangerschaften sind mit einem hohen Risiko für Präeklampsie, Sectio und peripartale Blutungen assoziiert“, fassen Altmann und Kollegen zusammen. Es sei jedoch nicht ausgeschlossen, dass das relativ hohe Alter der Teilnehmerinnen bei den Komplikationen auch eine Rolle gespielt haben könnte, geben sie zu bedenken.

Die Risiken zu kennen schützt Patientinnen

Die genaue Kenntnis der Risiken sei in jedem Fall sowohl für die Patientinnen als auch für die behandelnden Ärzte und Hebammen von größter Bedeutung. „Das medizinische Personal in Deutschland sollte sich der steigenden Anzahl von Eizellspende-Schwangerschaften bewusst sein und Patientinnen nach Hinweis auf die ärztliche Schweigepflicht nach der Art der Schwangerschaft fragen“, raten die Mediziner.

Altmann J et al. Lifting the veil of secrecy: maternal and neonatal outcome of oocyte donation pregnancies in Germany. Arch Gynecol Obstet 2021; https://doi.org/10.1007/s00404-021-06264-8

Quelle: www.springermedizin.de

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