Schwere COVID-19 gefährdet Kinder stärker als Influenza oder RSV

Bei stationär behandelten Kindern verläuft COVID-19 im Schnitt deutlich gravierender als eine schwere Influenza oder eine RSV-Infektion. Das zeigt eine Querschnittsstudie mit dem Vergleich von Verläufen der drei Krankheiten in US-Kliniken.

17.03.2022

Sauerstofftherapie in der Kinderklinik: Bei gut jedem zweiten Kind mit COVID trat in der US-Studie ein „multisystem inflammatory syndrome in children“ (MIS-C) auf.
© Foto: Anatoliy / stock.adobe.com
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Kinder mit COVID-19 erkranken selten schwer. Kommt es aber zu einem schweren Verlauf, dann gibt es meist mehr Komplikationen als bei einer schwer verlaufenden Influenza oder einer RSV-Infektion. Das berichten Forscherinnen und Forscher um Dr. William Encinosa von der „Agency for Healthcare Research and Quality“ in Rockville im US-Staat Maryland (JAMA Pediatrics 2022; online 21. Februar).

Das Team hat in einer Querschnittsstudie alle Klinikeinweisungen von 5- bis 11-Jährigen mit COVID-19 aus dem Winterquartal Januar bis März 2021 in elf US-Staaten ausgewertet (24 Prozent der US-Bevölkerung). Dabei wurde unterschieden zwischen Kindern mit und ohne COVID-bedingtem „multisystem inflammatory syndrome in children“ (MIS-C).

ergleich mit RSV und Influenza im Winter 2017

Die COVID-Verläufe wurden verglichen mit Daten aller wegen Influenza oder RSV-Infektion stationär behandelter Gleichaltriger aus der Zeit von Januar bis März 2017. Das Jahr war zum Vergleich gewählt worden, weil es damals eine normale Grippewelle gegeben hatte ohne Verzerrungen durch spezielle Influenzaviren. Die Ergebnisse:

  • Insgesamt wurden Daten von 2269 Kindern mit den drei Erkrankungen ausgewertet. Das mittlere Alter der Kinder betrug 7,6 Jahre. Jungen waren etwas häufiger schwer erkrankt als Mädchen (56 vs. 44 Prozent). Etwa 40 Prozent der Kinder gehörten ethnischen Minderheiten und stammten etwa aus Familien mit asiatischen, afro- oder lateinamerikanischen Wurzeln.
  • Die Rate der COVID-19-Fälle mit Hospitalisierung war mit 10,8 pro 100.000 Kinder deutlich geringer als bei Influenza (17,0/100.000) aber höher als bei RSV (6,2/100.000).
  • Gut die Hälfte der COVID-Fälle (5,7/100.00) war mit einem MIS-C verbunden, wobei Kinder ethnischer Minderheiten hiervon überproportional betroffen waren (57 vs. 28 Prozent).
  • Bei COVID plus MIS-C gab es die höchsten Anteile an kardiovaskulären Komplikationen (34 Prozent) sowie hämatologischen (55 Prozent), gastrointestinalen (47 Prozent) und Nieren-Komplikationen (22 Prozent).
  • Bei COVID ohne MIS-C gab es die höchste Rate an neurologischen Komplikationen (9,6 Prozent), RSV führte die Liste von respiratorischen (76 Prozent) und Influenza von muskuloskelettalen Komplikationen (9,5 Prozent) an.
  • Todesfälle waren selten und wurden in der Studie nicht aufgeführt. Insgesamt wurden in den USA bei 1,8 Millionen SARS-CoV-2-Infektionen in der Altersgruppe 143 Todesfälle registriert.
  • Als Gradmesser für Erkrankungsschwere gilt auch die Zahl der Krankenhaustage (sowie die Klinikkosten). Diese betrugen bei COVID mit MIS-C: 5 Tage (23.585 US-Dollar), COVID ohne MIS-C: 3 Tage (10.399 US-Dollar), Influenza: 2 Tage (5200 US-Dollar) und RSV: 3 Tage (9080 US-Dollar).

Das Fazit der Autoren: Der Anteil von MIS-C als schwere Komplikation bei Kindern mit COVID-19 war in der Studie höher als in anderen Untersuchungen. Betroffen sind davon überproportional Kinder aus ethnischen Minderheiten. Wegen der hohen Rate an Komplikationen sei die COVID-bedingte Belastung des Gesundheitssystems ähnlich hoch wie die Belastung bei einer schweren Influenzawelle.

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