Solarien begünstigen multiple Melanome

Wer sich gerne in Solarien bräunt, trägt nicht nur ein erhöhtes Melanomrisiko, sondern auch ein drei- bis vierfach erhöhtes Risiko für multiple Melanome. Darauf deuten Resultate einer Fall-Kontroll-Studie hin.

von Thomas Müller
11.12.2020

News "Kein kausaler Zusammenhang zwischen Solariumnutzung und Hautkrebs"
© Foto: lightpoet / stock.adobe.com
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Das Wichtigste in Kürze

Frage: Gehen Solarienbesuche mit einem erhöhten Risiko für multiple Melanome einher?

Antwort: Nach Resultaten einer retrospektiven Fall-Kontroll-Studie ist das Risiko für multiple Melanome bei häufigen Solarienbesuchen um den Faktor Vier erhöht.

Bedeutung: Patienten mit vorhandenen Risikofaktoren, etwa einer familiären Prädisposition oder atypischen und dysplastischen Nävi, sollten Solarien möglichst meiden.

Einschränkung: Kausalität unklar, die relativ kleine Zahl von Solariennutzern könnte das Ergebnis verzerrt haben.

Sonnenanbeter sind bekanntlich besonders melanomgefährdet, auch solche, die ein UV-Bad in einem Solarium bevorzugen. Solarienbesuche gehen je nach Studie und Nutzungsfrequenz mit einem um 20–75 Prozent erhöhten Risiko einher, ein Melanom zu entwickeln, berichten Ärzte um Dr. Lilit Karapetyan vom Hillman Cancer Center der Universität in Pittsburgh, USA (Cancer 2020; online 10. November).

Allerdings ist es schwierig, den Einfluss der Solarien klar zu bestimmen, da Solariennutzer auch häufig der Sonne die nackte Haut zeigen. Unklar ist zudem, ob die Bräunung mit künstlichem UV-Licht einen Risikofaktor für multiple Melanome darstellt.

Eine retrospektive Fall-Kontroll-Studie der Ärzte um Karapetyan liefert darauf nun gewisse Hinweise: Ein kausaler Zusammenhang vorausgesetzt, geht eine intensive Solariennutzung mit einem vervierfachten Risiko für multiple Melanome einher.

Für die Analyse haben die Onkologen Angaben zu 110 Patienten mit mehreren Primärmelanomen ausgewertet, die zwischen 1996 und 2019 am Melanomzentrum der Universität behandelt worden waren. Ihnen stellten sie 220 Patienten mit demselben Geschlecht gegenüber, die bisher lediglich ein einziges Primärmelanom entwickelt hatten.

Knapp ein Viertel mit drei oder mehr Primärtumoren

Das zweite Melanom diagnostizierten Ärzte im Median 13 Monate nach dem ersten, knapp ein Viertel der Betroffenen hatte drei oder mehr Primärtumoren. Folgetumoren wurden in der Regel in früheren Stadien entdeckt und waren dünner als Ersttumoren, was die Onkologen auf gründliche Nachuntersuchungen und ein erhöhtes Bewusstsein der Betroffenen für das Problem zurückführen.

Patienten mit multiplen Melanomen waren bei der Diagnose des ersten Tumors im Median etwas jünger als solche mit nur einem Hauttumor (47 versus 51 Jahre), hatten öfter nahe Verwandte mit Melanomen (18 versus 8 Prozent), atypische Muttermale (37 versus 13 Prozent), dysplastische Nävi (21 versus 5 Prozent) sowie eine Breslow-Dicke unter 1 mm.

Zudem nutzen Patienten mit multiplen Melanomen häufiger Sonnencremes und legten sich seltener draußen in die Sonne als solche mit nur einem Primärtumor. Beim Hauttyp gab es hingegen keine größeren Unterschiede.

Riskanter sind nur blasenbildende Sonnenbrände

Deutliche Differenzen stellten die Ärzte jedoch bei der Solariennutzung fest: Ein Drittel der Patienten mit multiplen Hauttumoren gab an, schon mehr als zehnmal ein Solarium genutzt zu haben, von den Patienten mit nur einem Primärmelanom waren es lediglich 10 Prozent.

Unter Berücksichtigung bekannter Risikofaktoren für Folgemelanome wie Alter, familiäre Prädisposition, UV-Exposition im Freien sowie der Präsenz atypischer Muttermale und dysplastischer Nävi kamen sie auf ein knapp dreifach erhöhtes Risiko für multiple Melanome versus Einzelmelanome unter Solariennutzern (Odds Ratio, OR = 2,75) sowie ein vierfach erhöhtes Risiko bei mehr als zehn Solarienbesuchen (OR = 4,32).

Die Nutzung von Solarien geht nach diesen Resultaten mit einem ähnlich hohen Risiko für multiple Melanome einher wie dysplastische (OR = 4,43) und atypische Nävi (OR = 4,03). Übertroffen wird das Risiko nur noch von blasenbildenden Sonnenbränden (OR = 13,95).

Patienten mit Risikofaktoren sollten Solarien meiden

Die Onkologen um Karapetyan schließen aus den Daten, dass besonders Patienten mit vorhandenen Risikofaktoren, etwa einer familiären Prädisposition oder atypischen und dysplastischen Nävi, Solarien meiden sollten.

Wie immer bei Fall-Kontroll-Studien sollte man die Resultate mit Vorsicht interpretieren. Vielleicht waren Solarienbesucher mit multiplen Melanomen zuvor häufiger in der Sonne und hatten sich dabei auch häufiger Sonnenbrände zugezogen. Ob das erhöhte Risiko für multiple Melanome tatsächlich auf die Solariennutzung und nicht auf andere Faktoren zurückzuführen ist, lässt sich anhand solcher Untersuchungen kaum sagen.

Quelle: www.aerztezeitung.de

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