Sport verkürzt Eröffnungsphase der Geburt
Körperliche Aktivität während der Schwangerschaft verringert das Risiko für Gestationsdiabetes, Präeklampsie und Makrosomie, um nur einige der Vorteile zu nennen, die sich in früheren Studien gezeigt haben. Eine Gruppe von Gynäkologinnen um Virginia Watkins von der Washington University School of Medicine in St. Louis hat nun untersucht, ob sich das sportliche Niveau auch auf den Geburtsvorgang auswirkt (Am J Obstet Gynecol 2021, online 1. Juni).
Das Ergebnis lautet: Ja, aber. Denn einerseits können Frauen mit hoher Aktivität damit rechnen, dass sich die Eröffnungsphase und besonders die aktive Phase nach Beginn bis zur vollständigen Eröffnung des Muttermundes und dem Übergang zur Austreibungsphase verkürzt. Andererseits aber unterschied sich die Dauer der Austreibungsphase selbst, primärer Endpunkt der Studie, nicht zwischen aktiven und weniger aktiven Schwangeren.
Körperliche Aktivität gemäß Kaiser Physical Activity Survey
Immerhin senkt körperliche Aktivität generell das Risiko für eine prolongierte Geburtseröffnung. Für ihre Studie hatten Watkins und Kolleginnen die Daten von 811 Teilnehmerinnen einer prospektiven Kohortenstudie mit normalen Einlingsschwangerschaften einer Sekundäranalyse unterzogen.
Von allen lagen vollständige Angaben zu ihrer körperlichen Aktivität während des dritten Trimenons vor, die gemäß dem Kaiser Physical Activity Survey (KPAS) bestimmt worden war. Dafür werden nicht nur Sport und Freizeitaktivitäten, sondern auch Hausarbeit/Betreuung (Kinder, Ältere), Erwerbstätigkeit und aktive Lebensgewohnheiten berücksichtigt. Maximal sind 20 Punkte zu erzielen.
Aktive Phase in der Eröffnung um 1,7 Stunden verkürzt
Der mediane KPAS-Wert in der Studie hatte bei 9,5 Punkten gelegen. Schwangere mit einem Aktivitätslevel, der mindestens das 75. Perzentil erreichte, wurden als hochaktiv eingestuft und mit den übrigen Frauen verglichen – auch wenn nicht zu überprüfen war, ob die Angaben zutrafen. Wie der primäre Endpunkt, verkürzte Austreibungsphase, wurden auch mehrere sekundäre Endpunkte verfehlt. So gab es keine Unterschiede etwa in der Rate der Kaiserschnitte, der instrumentellen vaginalen Geburten und Dammverletzungen.
Was blieb, war die im Mittel um 1,7 Stunden verkürzte aktive Phase in der Eröffnung sowie ein generell geringeres Risiko für eine Prolongation der ersten Phase der Geburt, auch dies allerdings sekundäre Endpunkte. Die Teststärke der Studie mit ihren 811 Teilnehmerinnen hätte indessen nur ausgereicht, eine Differenz von 65 Prozent in der Dauer der zweiten Geburtsphase mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent zu erkennen. Kleinere Unterschiede, selbst wenn real, wären demnach möglicherweise übersehen worden.
Quelle: www.aerztezeitung.de