Studie zu Schwangerschaftsabbruch

von Christina Selzer Hochschulkommunikation und -marketing Universität Bremen
22.11.2021

gynäkologischer Stuhl
© Foto: GordonGrand / stock.adobe.com
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Warum entscheidet sich eine Frau bzw. ein Paar für einen Schwangerschaftsabbruch? Eine Studie des Fachbereichs Sozialwissenschaften der Universität Bremen kommt zu dem Ergebnis, dass einschneidende biografische Lebensereignisse einen deutlichen Einfluss haben. Die Studie „Schwangerschaftsabbruch: Lebensverläufe und kritische Lebensereignisse“ ist in der „Zeitschrift für Soziologie“ erschienen. Sie basiert auf den Daten einer Längsschnittstudie.

„Wir haben nicht nur Frauen in den Blick genommen, die ihre Schwangerschaft abgebrochen haben, sondern auch Männer, deren Partnerinnen einen Schwangerschaftsabbruch vorgenommen haben. Dann verglichen wir ihre Daten mit denen von Frauen und Männern, die kürzlich Eltern geworden sind“, erläutert Lara Minkus vom SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik an der Universität Bremen. Gemeinsam mit Professorin Sonja Drobnič hat sie Daten des Beziehungs- und Familienpanels (pairfam) ausgewertet, einer Längsschnittstudie zur Erforschung partnerschaftlicher und familiäre Lebensformen.

Kritische Lebensphasen entscheidend

Die Wissenschaftlerinnen haben herausgefunden, dass einschneidende biografische Lebensereignisse einen deutlichen Einfluss auf die Entscheidung haben, eine Schwangerschaft abzubrechen.

Ihre Ergebnisse zeigen, dass insbesondere Schwangerschaften im Teenageralter sowie Schwangerschaften ab 35 Jahren die Wahrscheinlichkeit eines Schwangerschaftsabbruchs erhöhen. Weiterhin zeigt sich, dass Personen, die sich in schulischer oder beruflicher Ausbildung befinden, bereits Kinder haben, wirtschaftliche und finanzielle Unsicherheit befürchten oder kürzlich eine Partnerschaft beendeten, ebenfalls häufiger einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen.

„Schwangerschaftsabbrüche gehören zu den besonders kontrovers diskutierten Themen, dennoch ist die empirische Faktenlage vergleichsweise dünn“, sagt Professorin Sonja Drobnič. „Unsere Studie bietet jetzt empirische Evidenz und zeigt auf, dass die Entscheidung für einen Schwangerschaftsabbruch erheblich von individuellen Lebensumständen und deren komplexen Verflechtungen geprägt ist“, betont die Wissenschaftlerin.

Für die Soziologinnen werden damit auch die Prämissen des deutschen Abtreibungsrechts infrage gestellt: „Das Abtreibungsrecht schränkt durch die grundsätzliche Strafbarkeit von Abtreibungen, eine verpflichtende Beratung und eine zusätzliche Wartezeit vor einem Abbruch die selbstbestimmte Entscheidung, eine Schwangerschaft fortzuführen oder zu beenden, deutlich ein.“

Die Studie „Schwangerschaftsabbruch: Lebensverläufe und kritische Lebensereignisse“ ist in der „Zeitschrift für Soziologie“ erschienen.

Quelle: IDW

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