Tanz-Yoga-Kombi vertreibt funktionelle Bauchschmerzen

Funktionelle Bauchschmerzen sind bei Mädchen im Schulalter ein häufiges und belastendes Problem. Mit einer Kombination aus Tanz und Yoga können Sie es deutlich lindern.

von Dr. Beate Schumacher
01.11.2021

Mädchen im Schneidersitz
© Foto: Photographee.eu / stock.adobe
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Das Wichtigste in Kürze

Frage: Kann ein Programm mit Tanzen und Yoga bei Mädchen mit funktionellen Bauchschmerzen die maximale Schmerzstärke senken?

Antwort: In einer randomisierten kontrollierten Studie wurde mit einem achtmonatigen Programm die maximale Schmerzstärke signifikant reduziert, der Effekt war mittelgroß bis groß.

Bedeutung: Das Tanz-Yoga-Programm ist eine nützliche ergänzende Maßnahme für Mädchen mit funktionellen Bauchschmerzen.

Einschränkung: Nur 121 Teilnehmerinnen.

Wenn Kinder im Schulalter an chronischen oder wiederkehrenden Bauchschmerzen leiden, handelt es sich oft um funktionelle Störungen (functional abdominal pain disorders, FAPD), denen keine organische Ursache zugrunde liegt. Das ist zwar einerseits eine gute Nachricht, andererseits gibt es bislang kaum etwas, das nachweislich gegen die Beschwerden hilft, die Kinder und Eltern stark belasten können und Schulfehltage und zahlreiche Arztbesuche zur Folge haben. Insbesondere für pharmakologische oder dietätische Maßnahmen gibt es unzureichende Evidenz. Mit psychologischen Interventionen, vor allem mit kognitiver Verhaltenstherapie, ließ sich in Studien zumindest kurzfristig eine Schmerzlinderung erzielen. Eine weitere nichtmedikamentöse Option, die vor allem den häufiger betroffenen Mädchen vermutlich mehr Spaß bereitet, haben Ärztinnen und Ärzte aus Schweden entwickelt, eine Kombination aus Tanzen und Yogaübungen in der Gruppe. Nach einem achtmonatigen Programm hatten Mädchen mit FAPD deutlich weniger Bauchschmerzen als Patientinnen, die nur die übliche Versorgung erhielten.

Mittlere bis große Effekte bei Maximalschmerz

Der Effekt des Programms wurde in einer randomisierten kontrollierten Studie geprüft. Die 121 Teilnehmerinnen im Alter von 9–13 mit einer FAPD-Diagnose protokollierten täglich den maximalen Schmerz anhand der Faces Pain Scale-Revised (FPS-R, 0–10). Voraussetzung für die Studienteilnahme war ein FPS-R-Wert ≥ 4 an mindestens einem Tag einer Woche. Das achtmonatige Interventionsprogramm bestand aus zweimal wöchentlichen Terminen von 60 Minuten Dauer, zuerst wurde 30 Minuten lang getanzt, dann folgten Yogaübungen und eine abschließende Reflexion. Im Schnitt nahmen die Mädchen etwas über der Hälfte der Termine wahr.

Der maximale Schmerzwert betrug zu Studienbeginn durchschnittlich 3,9 (Interventionsgruppe) bzw. 3,8 (Kontrollgruppe), nach vier bzw. acht Monaten war er in der Interventionsgruppe auf 2,7 bzw. 1,8 und in der Kontrollgruppe auf 3,5 bzw. 3,1 zurückgegangen. Eine Schmerzreduktion um mindestens zwei Stufen hatten damit nach acht Monaten 46% bzw. 17% der Mädchen erreicht. Die Unterschiede zwischen den Gruppen waren zu beiden Zeitpunkten statistisch signifikant. Die Effektstärke im Gruppenvergleich war nach vier Monaten klein bis mittelgroß und nach acht Monaten mittelgroß bis groß. Eine Auswertung nur der Mädchen, die bis zum Schluss dabeigeblieben waren, ergab ähnliche Effekte.

„Die Tanz-Yoga-Kombination ist wahrscheinlich eine machbare und hilfreiche Ergänzung der üblichen Versorgung für 9- bis 13-jährige Mädchen mit FAPD“, schreiben die Studienautor*innen um Sofie Högström von der Universität in Örebro. Sie vermuten, dass verschiedene Komponenten zur Schmerzlinderung beitragen: das kardiorespiratorische Training durch das Tanzen, die Entspannung und Fokussierung durch das Yoga und nicht zuletzt der Spaß an dem sozialen Ereignis.

Quelle: www.springermedizin.de

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