Tipps zu Rhagaden: Das Kreuz mit den Rissen in der Haut

Kaum ist es kalt, reißt bei einigen Menschen die Haut an Fingern, Zehen und Ferse ein. Helfen können Sekundenkleber und Rhagaden-Pflaster – aber mehr noch Prävention. Ein Dermatologe gibt Tipps.

von Philipp Grätzel von Grätz
27.02.2024

Eine Rhagade an der Ferse kann auch höllisch wehtun, so sehr, dass das Gehen zur Qual wird.
© Foto: Milan / stock.adobe.com
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Menschen, die sie nicht kennen, ist kaum zu vermitteln, zu welchen Problemen Rhagaden führen können. Die Einrisse der Haut finden sich an Finger- und Zehenkuppen sowie an den Fersen, mitunter auch an den Streckseiten der Finger.

Sie sind so lange „nur“ ein kosmetisches Problem, wenn sie lediglich die oberste Hautschicht betreffen. Sobald es Richtung Dermis geht, fängt eine Rhagade dann aber an, höllisch wehzutun – so sehr, dass selbst das Tippen auf einer Tastatur oder das Gehen zur Qual werden kann.

Viele greifen zum Pflaster

Rezidivierende Rhagaden sind nicht besonders häufig, und sie verheilen auch dann narbenfrei, wenn sie tief in die Dermis hineinreichen. Vielleicht auch deswegen hat sich die klinische Forschung nie dafür interessiert.

Es gebe keine klinischen Studien zur Therapie von Rhagaden, sagte Professor Dietrich Abeck vom Hautzentrum Nymphenburg in München im Gespräch mit der Ärzte Zeitung. Erfahrungsmedizin also. Betroffene helfen sich selbst, wobei das Entscheidende der Schmerz ist.

Der lässt sich beseitigen, wenn es gelingt, Berührungen und „Scherungen“ der Rhagade zu verhindern. Auch Fussel können stark schmerzen, was für Menschen mit Fußrhagaden bei Strümpfen ein Problem sein kann.

Okklusive Pflasterverbände eine Option bei größeren Rhagaden

Die Abdeckung der Rhagade und damit die Schmerzlinderung gelingt mit Pflastern, die weit vorn in der Selbsttherapie stehen. Herkömmliche Pflaster helfen. Sie sehen aber spätestens dann merkwürdig aus, wenn mehrere Finger betroffen sind, was bei vielen eher die Regel ist.

Ästhetisch befriedigender sind spezielle Rhagaden-Pflaster, die relativ fest ankleben und okklusiv sind. Das ist allerdings ein sehr überschaubarer Markt, der zuletzt durch Marktrückzüge auch eher kleiner geworden ist.

Der Trick mit dem Kleber

Es gibt zur Pflastertherapie eine Alternative, die Abeck sehr empfiehlt und die es auch in dermatologische Lehrbücher geschafft hat, nämlich Cyanacrylate. Sie sind in Apotheken unter diesem Begriff erhältlich, man kann sie aber auch deutlich billiger als Sekundenkleber in der Drogerie kaufen.

Der Sekundenkleber wird genutzt, um die Rhagade oberflächlich zu verschließen. Das beendet den Schmerz, ähnlich wie ein Rhagadenpflaster, praktisch sofort, was relativ eindrucksvoll ist. Das Problem am Sekundenkleber ist, dass er oft ohne Hilfe kaum aufzutragen ist. Denn der Kleber sollte punktgenau appliziert und die Rhagade dann 30 Sekunden zusammengedrückt werden.

Zumindest teilweise könne man sich den Aufwand mit Kleber und/oder Pflaster durch Prävention ersparen, betonte der Dermatologe. Die Prävention allerdings erfordert eine gewisse Konsequenz. Rhagaden treten weit überwiegend in der kalten Jahreszeit auf. Das hat wohl anlagebedingte Gründe.

Bei manchen Menschen funktioniert die Hautreparatur unterhalb von 10°C nur noch schlecht. Entsprechend können Handschuhe bei Außentemperaturen unter zehn Grad Rhagaden verhindern, Fäustlinge eher als Fingerhandschuhe.

Cortison ist in der Regel nicht indiziert

Was Medikamente angeht, gibt es für die saisonalen Rhagaden keine sinnvolle Option. Beim schweren, hyperkeratotisch-rhagadiformen Ekzem ist das anders. Da kann systemisches Alitretinoin Wunder bewirken. Es werde bei diesen (seltenen) Patienten, die Dutzende und mehr Rhagaden auf entzündeter Haut aufweisen, noch immer zu selten eingesetzt, betonte Abeck.

Entzündete Haut im Umfeld einer saisonalen Rhagade kann im Einzelfall eine Indikation für lokales Cortison sein. Bei Rhagaden ohne entzündete Haut mache Cortison aber keinen Sinn, so der Hautarzt.

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