Venenthrombose vom Fernsehen

Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie verbringen die Menschen in Deutschland mehr Zeit vor dem Fernseher. Damit steigt das Risiko für venöse Thromboembolien.

von Dr. Beate Schumacher
01.03.2022

Ältere Mann sitzt vor dem Fernseher
© Foto: RapidEye / Getty Images / iStock
Anzeige

Ausgedehnter Fernsehkonsum wirkt sich nicht nur im Hinblick auf kardiovaskuläre Ereignisse ungünstig aus. Wie aus einer Metaanalyse hervorgeht, vergrößert er auch die Gefahr von Thrombosen im venösen System. Gegen das erhöhte Risiko durch lange Fernsehzeiten sind selbst diejenigen nicht gefeit, die ansonsten das empfohlene Maß an körperlicher Aktivität erreichen.  

In der Metaanalyse wurden drei bevölkerungsbasierte prospektive Studien ausgewertet. Die 131.421 Teilnehmenden waren bei Studienbeginn im Schnitt 54–65 Jahre alt. Im Beobachtungszeitraum von minimal fünf und maximal 20 Jahren hatten 964 eine erste tiefe Beinvenenthrombose oder Lungenembolie erlitten. Etablierte Risikofaktoren für venöse Thromboembolien (VTE) wie Alter, Geschlecht, BMI und körperliche Aktivität waren in allen drei Studien berücksichtigt und abgeglichen worden. Dennoch war bei ausgedehntem TV-Konsum das Risiko für venöse Thromboembolien (VTE) im Schnitt um 35% höher als ohne oder bei geringer Fernsehnutzung. Die statistisch signifikante Steigerung des VTE-Risikos ist laut der Studienautoren mit hoher Evidenz belegt.

Sport kann das Risiko nicht ausgleichen

Die Wissenschaftler um Setor Kunutsor von der Universität Bristol betonen, dass der nachteilige Effekt langer Fernsehsitzungen unabhängig vom sonstigen Bewegungsniveau war. Selbst wenn das empfohlene Aktivitätspensum erreicht wurde, wurde das mit häufigem Fernsehen verbundene VTE-Risiko dadurch nicht beseitigt. Dies dürfte am stundenlangen Ausharren in einer „verkrampften Position“ liegen, so Kunutsor et al. Die Immobilisierung führt zu einer Zunahme von systemischer Entzündung, Plasmaviskosität, Thrombozytenaggregation und venöser Stase, alles Risikofaktoren für eine VTE. Kunutsor und Kollegen empfehlen daher zur Prävention von VTE, nicht nur ausreichend Sport zu machen, sondern auch, während der Fernseher läuft, öfter mal aus dem Sofa aufzustehen und sich zu bewegen.

Ab wann es vor dem Fernseher riskant wird im Hinblick auf VTE, können die Forscher leider nicht sagen. In den drei Studien war der Fernsehkonsum unterschiedlich erfasst worden, weshalb sie sich in der Metaanalyse auch auf den Vergleich der jeweiligen Extreme beschränkt haben.

Quelle: www.springermedizin.de

Kommentar schreiben

Die Meinung und Diskussion unserer Nutzer ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie im Sinne einer angenehmen Kommunikation auf unsere Netiquette. Vielen Dank!

Pflichtfeld *