Verändert sich die Gesundheit von Schulkindern im digitalen Zeitalter?

Heutige Schülerinnen und Schüler berichten über mehr Müdigkeit, Schlafstörungen und Unzufriedenheit mit ihrem Leben als Gleichaltrige vor etwa zehn Jahren. Besonders bei den Zehn- bis Elfjährigen gibt es signifikante Unterschiede.

von Joana Schmidt
12.09.2023

Junge schaut auf Smartphone:
© Foto: New Africa / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)
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Das Wichtigste in Kürze

Frage: Hat sich die körperliche und mentale Gesundheit von Schulkindern der vierten und neunten Klasse innerhalb eines Jahrzehnts verändert?

Antwort: Viertklässler berichten 2020 über mehr Schlafstörungen, Müdigkeit und Unzufriedenheit als 2011, Neuntklässler über mehr Wutanfälle.

Bedeutung: Den Forschenden zufolge könnte die verschlechterte Gesundheit der Kinder mit dem zunehmenden Konsum digitaler Inhalte zusammenhängen.

Einschränkung: Die Daten der in Schweden durchgeführten Studie basieren auf Eigenangaben der Kinder.

Studien weisen darauf hin, dass sich die körperliche und mentale Verfassung junger Menschen in Europa im Vergleich zu früher verschlechtert. Schwedische Kinderärzte haben ähnliche Beobachtungen gemacht. Einer Umfrage zufolge beschäftigen sich Kinder und Jugendliche heute mehr mit sozialen Netzwerken, berichten aber auch über mehr Probleme mit sich und ihrem Umfeld.

Für die Studie von Dr. Karin Mossberg und Dr. Per Möllborg von der Universität Göteborg waren schwedische Schüler und Schülerinnen der vierten und neunten Klasse von 2011 (n = 254) und 2020 (n = 196) zu ihrem Alltag und ihrem Befinden befragt worden. Da die Smartphone-Nutzung junger Menschen innerhalb von zehn Jahren signifikant zugenommen hat, waren besonders die digitalen Gewohnheiten der Kinder für die Forschenden von Interesse.

Mehr Unzufriedenheit und Wutanfälle

Ein Vergleich der Antworten der Kinder von 2011 und 2020 ergab bei den Viertklässlern einen deutlichen Anstieg an selbstberichteten Schlafstörungen, Müdigkeit, Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben sowie mit den persönlichen schulischen Fähigkeiten. Sechsmal so viele Kinder gaben 2020 an, dass sie lieber nicht in die Schule gehen würden. Die Zeit, in der sich Zehn- bis Elfjährige mit Social Media beschäftigten, hatte zugenommen, während das Interesse an Sport gesunken war.

Bei den 15- bis 16-Jährigen zeigten sich weniger signifikante Unterschiede. Sowohl Schülerinnen und Schüler der vierten als auch der neunten Klasse von 2020 berichteten über mehr Wutanfälle und Gefühle von Unzufriedenheit als die 2011 Befragten. Auch die mit der Familie verbrachte Zeit war in beiden Altersgruppen gesunken.

Liegt es am Social-Media-Konsum?

„Wir kommen zu dem Schluss, dass sich die körperliche und mentale Gesundheit von zehn- bis elfjährigen Kindern im vergangenen Jahrzehnt verschlechtert hat“, fassen Mossberg et al. zusammen. Bei den 15- bis 16-Jährigen seien die Unterschiede kleiner, da die Umfragen 2011 bereits negativer ausgefallen seien. Dass sich die Ergebnisse der jüngeren Kinder denen der Jugendlichen angenähert hätten, könne möglicherweise auf den zunehmenden Konsum digitaler Inhalte zurückzuführen sein, erklären sich die Forschenden die Daten. Mehr Aktivität in sozialen Netzwerken könne das Bewegungs- und Schlafpensum beeinträchtigen, sodass es wichtig sei, Bildschirmzeiten altersgerecht zu begrenzen.

Quelle: SpringerMedizin.de

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