Vorteil für Hundebesitzer in der Pandemie

Ob es am vielen Gassigehen liegt? Jedenfalls fühlen sich Hundebesitzer in der Pandemie weniger einsam und depressiv als Menschen ohne Haustiere.

von Thomas Müller
21.02.2022

Die Spürnase eines Hundes: Die Trefferquote der Hunde lag bei erstaunlichen 70 Prozent.
© Foto: Aleksei / stock.adobe.com (Symbolbild)
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Das Wichtigste in  Kürze

Frage: Sind Hunde in der Pandemie gut für die menschliche Psyche?

Antwort: Hundebesitzer fühlen sich etwas weniger einsam und depressiv als Menschen ohne Haustiere.

Bedeutung: Hunde lindern offenbar die Folgen sozialer Isolation in der Pandemie.

Einschränkung: Die Effektstärken sind recht gering – allzu viel darf der Mensch vom Hund nicht erwarten.

In der Pandemie sind viele Menschen auf den Hund gekommen – Welpen waren fast nicht mehr zu bekommen, die Tierheime leergefegt. Inzwischen ist die Liebe der neuen Haustierbesitzer oft wieder erkaltet und so mancher im Lockdown-Frust gekaufte Corona-Hund fristet nun sein Schicksal erneut in einer Tierschutzeinrichtung.

Doch was verspricht sich der Mensch vom Hund? Er hat jemanden, um den er sich kümmern kann, ein Tier, das ihm bedingungslose Zuwendung gibt und ihn von seinen Sorgen und Nöten ablenkt, berichten Wissenschaftler um Dr. Francois Martin vom Nestlé-Tierprodukte-Forschungszentrum in Saint-Louis, USA. „Haustiere sorgen für emotionale Stabilität während belastender Ereignisse, sie sind immer verfügbar, in ihren Reaktionen vorhersehbar und beurteilen ihre Besitzer nicht“, so die Forscher um Martin. Zudem werden keine besonderen Fähigkeiten benötigt, um eine positive Reaktion bei einem Haustier hervorzurufen – Tiere sind auf dieser Ebene deutlich unkomplizierter als Menschen. Kein Wunder also, dass bei sozialer Isolation wie in der Pandemie der Wunsch nach einem Tier aufkommt. Für Hunde spricht zudem, dass die Besitzer beim Gassigehen in Bewegung bleiben und Stress abbauen, auch das mag ihre Beliebtheit in der Pandemie erklären.

Ob Hunde im Lockdown ihre Besitzer tatsächlich aufmuntern konnten, haben die Wissenschaftler über eine Online-Befragung erforscht. Danach fühlten sich Hundebesitzer tatsächlich weniger einsam und depressiv als Menschen, die sich vorstellen konnten, einen Hund anzuschaffen, aber noch keinen besaßen.

Effektstärken eher gering

An der Umfrage nahmen 1535 Personen aus den USA teil, die über bestimmte Foren gewonnen wurden. Die Befragung fand in zwei Phasen im November 2020 sowie im Februar 2021 statt, zu einer Zeit also, als vielerorts Lockdown-Maßnahmen galten. Etwa die Hälfte hielt Hunde, aber sonst keine Haustiere, die übrigen hatten keine Haustiere, gaben aber an, sich die Anschaffung eines Hundes zu überlegen.

Die Teilnehmer füllten mehrere Fragebögen zu Ängsten, Depressionen, sozialer Einbindung und ihrer Haltung zu Haustieren aus. Auch gaben sie an, wie stark ihr Leben von der Pandemie und den Lockdown-Maßnahmen betroffen war. Die Forscher wählten für beide Gruppen Teilnehmer mit ähnlich großer Belastung aus. So fühlte sich jeweils ein Drittel infolge der Pandemie und der Maßnahmen gesundheitlich deutlich beeinträchtigt, 45% nannten auch finanzielle Folgen, zwei Drittel gaben an, dass ihre Emotionen erheblich strapaziert wurden.

Bei einem Depressionsfragebogen (CESD-R) mit 20 Fragen und maximal 80 Punkten bei schwerster Depression erreichten die Hundebesitzer im Schnitt 12,4 Punkte, die potenziellen Besitzer 14,1 Punkte. Die Effektstärke (Cohen’s d = 0,07) war aber minimal. Ähnlich fiel das Ergebnis mit einem Fragebogen zur sozialen Unterstützung aus: Gefragt wurde dabei nach hilfreichen Kontakten zu Freunden und Familienangehörigen. Hundebesitzer fühlten sich offenbar etwas weniger einsam und sozial besser eingebunden als Teilnehmer ohne Haustiere, wiederum war die Effektstärke sehr gering (d = 0,06). Bei Ängsten (GAD-7) und dem „Oxford Happiness Questionnaire“ gab es hingegen nicht einmal statistisch signifikante Differenzen.

Gewisse Unterschiede wurden jedoch in den Subgruppen mit geringer und mäßiger sozialer Unterstützung deutlich: Hier wiesen die Hundebesitzer durchgehend etwas bessere Werte sowohl bei den Depressions-, Angst- und Glücksskalen auf als die Kontrollgruppe. Gerade dann, wenn sich Menschen recht einsam fühlen, scheinen Hunde gut für die Stimmung und das Glücksempfinden zu sein. Weshalb die Hundebesitzer insgesamt mehr soziale Unterstützung bekommen, bleibt aber unklar, möglicherweise haben sie ein besseres soziales Gespür, vermuten die Forscher um Martin.

Quelle: www.springermedizin.de

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