Vorzeitiger Tod, Herzinfarkt, Schlaganfall: Welche Ernährung schützt am besten?

Ernährungsinterventionen können das Sterberisiko von Personen mit erhöhtem kardiovaskulären Risiko senken – aber welche am meisten? Zwei Varianten schnitten in einer Metaanalyse besonders gut ab.

von Von Joana Schmidt
07.06.2023

Mediterrane Ernährung wurde mit sechs anderen Ernährungsformen für Menschen mit erhöhtem kardiovaksulären Risiko verglichen – und schnitt gemeinsam mit fettarmer Ernährung gut ab.
© Foto: Leonid Nyshko / stock.adobe.com
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Das Wichtigste in Kürze

Frage: Welche Ernährung geht bei Personen mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko mit den wenigsten Todesfällen und kardiovaskulären Ereignissen einher?

Antwort: Basierend auf Evidenz mit moderater Sicherheit schnitten mediterrane und fettarme Ernährungsprogramme bezüglich dieser Endpunkte am besten ab.

Bedeutung: Diese beiden Varianten waren minimalen Interventionen sowie fünf alternativen Ernährungsprogrammen überlegen.

Einschränkung: Einige Ernährungsprogramme beinhalteten zusätzliche Interventionen, die zu den beobachteten Effekten beigetragen haben könnten.

 Aktuelle Leitlinien empfehlen verschiedene Ernährungsprogramme für Patientinnen und Patienten mit gesteigertem kardiovaskulärem Risiko, aber sie stützen sich auf Studien mit niedriger Evidenzsicherheit. Analysen randomisierter Studien haben gezeigt, dass manche Interventionen das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse reduzieren können. In einer Metaanalyse aus den USA waren besonders mediterrane und fettarme Varianten mit einer verbesserten Prognose bei kardiovaskulär vorbelasteten Personen assoziiert.

In die Analyse wurden 40 randomisierte Studien einbezogen, in denen untersucht worden war, ob Ernährungsprogramme Personen mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko vor schweren kardiovaskulären Ereignissen schützen und Todesfälle verhindern können (BMJ 2023; online 29. März).

Insgesamt knapp 36.000 Teilnehmende hatten eine von sieben Ernährungsweisen befolgt und waren über mindestens neun Monate nachbeobachtet worden. Die Programme wurden miteinander oder mit einer minimalen Intervention wie dem Erhalt einer Broschüre zu gesunder Ernährung verglichen.

Um 28 Prozent verringertes Sterberisiko bei mediterraner Ernährung

Zu den Programmen zählten eine fettarme (18 Studien), mediterrane (12 Studien), sehr fettarme (sechs Studien) und eine modifizierte fettarme (vier Studien) Ernährung, eine fett- und natriumarme Variante (drei Studien), das fettarme und weitgehend vegetarische Ornish-Prinzip (drei Studien) sowie die fettarme und kohlenhydratreiche Pritikin-Ernährung (eine Studie). Manche der Programme enthielten auch zusätzliche Interventionen wie Bewegung oder Rauchentwöhnung.

Forschende um Giorgio Karam von der Universität Manitoba in Winnipeg bewerteten die methodische Qualität der Studien und konstatierten für 13 ein niedriges und für 27 ein hohes Bias-Risiko.

Basierend auf Evidenz mit moderater Sicherheit waren mediterrane Ernährungsprogramme minimalen Interventionen bezüglich der Gesamtmortalität überlegen, mit einem um 28 Prozent verringerten Sterberisiko bzw. 17 pro 1.000 Todesfällen weniger über fünf Jahre bei Patienten und Patientinnen mit mittlerem Risiko. Ihr kardiovaskuläres Sterberisiko war um 45 Prozent verringert mit 13 pro 1.000 Todesfällen weniger. Bezogen auf Schlaganfälle und nichttödliche Herzinfarkte war es jeweils um 35 Prozent bzw. 52 Prozent niedriger mit 7 bzw. 17 pro 1.000 Ereignissen weniger.

23 Prozent weniger nichttödliche Herzinfarkte mit fettarmer Variante

Programme mit einer fettarmen Ernährung waren minimalen Interventionen auch überlegen, ebenfalls basierend auf Studien mit moderater Evidenzsicherheit, und zwar bezüglich folgender Endpunkte: Das Gesamtmortalitätsrisiko war um 16 Prozent (neun Todesfälle weniger pro 1.000) und das Risiko für nichttödliche Herzinfarkte um 23 Prozent (sieben pro 1.000 Ereignisse weniger) verringert.

Die absoluten Effekte dieser beiden Ernährungsprogramme waren bei Personen mit hohem kardiovaskulärem Risiko noch stärker. Wurden die mediterrane und die fettarme Variante direkt miteinander verglichen, zeigten sich keine überzeugenden Unterschiede bezüglich Mortalität und nichttödlichen Herzinfarkten. Die fünf anderen Ernährungsprogramme hatten wenig oder gar keinen Nutzen verglichen mit den minimalen Interventionen, basierend auf Evidenz mit niedriger bis moderater Sicherheit.

Beste Schlaganfallprävention mit mediterraner Ernährungsweise?

Limitationen der Metaanalyse waren, dass sich das Einhalten von Ernährungsvorgaben grundsätzlich schwer überprüfen lässt und dass einige Effekte auch auf andere Interventionen, die Teil der Programme waren, zurückzuführen sein könnten.

„Bei Personen mit gesteigertem kardiovaskulärem Risiko können sowohl mediterrane als auch fettreduzierte Ernährungsprogramme das Risiko für Tod und nichttödliche Herzinfarkte verringern“, lautet das Fazit des Autorenteams um Karam mit Hinweis auf die Einschränkungen. Sie gehen davon aus, dass eine mediterrane Ernährung wahrscheinlich auch das Schlaganfallrisiko senke, während die anderen Programme hier wenig bis keinen Nutzen gezeigt hätten.

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