Wie gesund ist Intervallfasten?

Zum gesundheitlichen Nutzen von Intervallfasten liegt jetzt eine Cochrane-Metaanalyse vor. In den berücksichtigten randomisierten kontrollierten Studien war der Effekt auf die Gewichtsreduktion nahezu gleich wie der einer kalorienreduzierten Diät. Nicht klären ließ sich dagegen die Frage nach dem Schutz vor kardiovaskulären Ereignissen.

von Dr. Elke Oberhofer
16.04.2021

In der Studie wurden Esspausen von mindestens 16 Stunden täglich eingehalten.
© Foto: sewcream / stock.adobe.com
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Das Wichtigste in Kürze

Frage:Welche Rolle spielt intermittierendes Fasten im Hinblick auf gesundheitliche Risiken?

Antwort:Kardiovaskuläre Ereignisse, für die sich die Autoren in erster Linie interessiert hatten, waren in den verfügbaren RCT gar nicht untersucht worden. Im Hinblick auf Gewichtsreduktion und z. B. Blutglukose ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zu einer durchgehend kalorienreduzierten Diät.

Bedeutung:Um den Stellenwert des intermittierenden Fastens abschließend beurteilen zu können, sind längerfristige Studien notwendig, die kardiovaskuläre Endpunkte berücksichtigen.

Einschränkung:Metaanalyse; Studien mit relativ kurzer Laufzeit; kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinsuffizienz, Herzinfarkt oder Schlaganfall sowie Gesamt- bzw. kardiovaskuläre Mortalität nicht untersucht.

Intervallfasten gehört nicht umsonst zu den beliebtesten Trends der Ernährungsmedizin: Um abzunehmen, muss man nicht komplett auf liebgewonnene Essgewohnheiten verzichten, sondern sich immer nur tage-  oder stundenweise am Riemen reißen. Allerdings ist immer noch unklar, ob diese Art von intermittierender Nahrungszufuhr, die sich mit ihrem Wechsel von Überfluss und Nahrungskarenz angeblich an die Lebensweise unserer steinzeitlichen Vorfahren anlehnt, wirklich der Gesundheit dient.

Nach Durchführung einer Metaanalyse mit ausschließlich randomisierten kontrollierten Studien kommt die Cochrane Collaboration jetzt zu dem Schluss, dass es keinen gesicherten Hinweis auf einen Schutz vor kardiovaskulären Ereignissen gibt. Zusammenhänge zwischen Intervallfasten und dem Auftreten von Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzinsuffizienz oder (kardiovaskulärer) Sterblichkeit habe man nämlich in den berücksichtigten Studien schlicht nicht untersucht.

Beobachtungszeitraum maximal ein halbes Jahr

An den 18 Studien, darunter keine einzige mit niedrigem Verzerrungsrisiko, waren insgesamt 1125 Erwachsene mit und ohne bestehende Herz-Kreislauf-Erkrankungen beteiligt. In sieben Studien hatte man übergewichtige oder adipöse Teilnehmer aufgenommen, in drei nur adipöse. Zwei hatten sich auf Patienten mit Typ-2-Diabetes beschränkt. Der Beobachtungszeitraum betrug maximal ein halbes Jahr.

Beim Abnehmen schien das Intervallfasten zumindest kurzfristig, d. h. innerhalb von drei Monaten, mehr zu bringen als keine Maßnahme. Diese Interpretation beruht auf sieben Studien mit insgesamt geringer Evidenz (n = 224), in denen die intermittierend fastenden Teilnehmer im Mittel um drei Kilogramm mehr abgenommen hatten als Vergleichsgruppen mit uneingeschränkter Ernährung (ad libitum).

Gleicher Effekt wie mit kalorienreduzierter Diät

Zum Vergleich zwischen Intervallfasten und einer durchgehend kalorienreduzierten Ernährung konnten zehn Studien mit insgesamt 719 Teilnehmern berücksichtigt werden. Kurzfristig zeigte sich ein Vorteil von knapp einem zusätzlich abgenommenen Kilo für das Intervallfasten, allerdings bei sehr geringem Evidenzgrad. Im Vergleich zum Ausgangszeitpunkt hatte die Gruppe mit anhaltender Kalorienreduktion zwischen 1,7 kg und 7,4 kg abgenommen.

Wer das intermittierende Fasten länger als drei Monate bis maximal ein Jahr durchhielt, schien in fast gleichem Maß zu profitieren, nämlich mit einer Gewichtsreduktion zwischen fünf und neun Kilo seit Diätbeginn, wie Teilnehmer, die es schafften, sich über diesen Zeitraum durchgehend kalorienreduziert zu ernähren: In vier Studien mit geringer Evidenz (n = 279) ließ sich in puncto Gewichtsreduktion kein nennenswerter Unterschied nachweisen.

Das Intervallfasten hatte nach Einschätzung der Cochrane-Experten keine klinisch bedeutsamen Effekte auf Blutwerte wie Glukose, Lipide und HbA1c, ebenso wenig auf BMI und Blutdruck.

Vereinzelt Kopfschmerzen

An Nebenwirkungen berichten die Autoren lediglich leichte Kopfschmerzen, die bei 7% der intermittierend fastenden Teilnehmer aufgetreten seien. Allerdings hatte man Nebenwirkungen in Form von Kopfschmerzen nur in vier Studien erfasst. Andere mögliche Nebeneffekte, vor allem Schwindel und Schwäche, waren gar nicht erst untersucht worden.

Das zurückhaltende Fazit der Cochrane-Gruppe: Intervallfasten kann beim Abnehmen helfen, wobei der Effekt möglicherweise dem einer durchgehend kalorienreduzierten Ernährung gleichkommt. Angesichts der geringen Evidenz empfehlen die Forscher jedoch weitere Studien, in denen z. B. auch der Nutzen bei bestimmten Vorerkrankungen wie Diabetes oder Essstörungen untersucht werden sollte. Um den Effekt auf kardiovaskuläre Ereignisse bewerten zu können, seien in jedem Fall Studien mit längerer Laufzeit (mindestens fünf Jahre) erforderlich.

Quelle: www.springermedizin.de

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