Zu hohe Vitamin-D-Dosen kosteten beinahe das Leben

(kib) Die tägliche Einnahme von 60.000 IE Vitamin D über ein halbes Jahr bezahlte ein Patient beinahe mit seinem Leben. Das teilt die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) mit.

23.10.2023

Blutprobe im Röhrchen mit Aufschrift Vitamin D
© Foto: jarun011 / stock.adobe.com
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Die AkdÄ berichtet erneut über einen Fall, bei dem die exzessive Überdosierung von Vitamin D beinahe tödlich endete – diesmal nicht bei einem Säugling, sondern bei einem 65-jährigen Patienten mit Multipler Sklerose. Dieser entwickelte eine Hypercalciämie, die zu akutem Nierenversagen führte. Verschiedene andere Ursachen wurden ausgeschlossen. Als Begleiterkrankung bestand eine arterielle Hypertonie, die mit Candesartan behandelt wurde. Nach Absetzen von Vitamin D und entsprechender Behandlung erholte sich der Patient vollständig.

Der Fall

Das hochdosierte Vitamin D wendete der Patient im Rahmen des „Coimbra-Protokolls“ an. Dabei handelt es sich nach Mitteilung der AkdÄ um einen wissenschaftlich nicht belegten Therapieansatz zur Behandlung der Multiplen Sklerose. Neben teilweise exzessiven Mengen an Vitamin D werden dabei weitere Nahrungsergänzungsmitteln und Mittel zur Stressprävention angewendet.

Theoretischer Hintergrund ist eine angenommene „individuelle Vitamin-D-Resistenz“, die durch Anwendung hoher Dosen von Vitamin D überwunden werden soll. Dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis entsprechende Studien, die die Wirksamkeit und insbesondere die Sicherheit von hochdosiertem Vitamin D bei Multipler Sklerose belegen, liegen bislang nicht vor.

Da Wirksamkeit und Sicherheit des Coimbra-Protokolls nicht belegt sind und die Anwendung von hochdosiertem Vitamin D nicht im Rahmen einer klinischen Studie erfolgt und potenziell gefährlich ist, rät die AkdÄ von dieser Behandlung ab. Grundsätzlich sollte Vitamin D ohne wissenschaftlich belegte Indikation und ohne ärztliche Begleitung nicht in hoher Dosierung angewendet werden.

Sichere Obergrenze liegt bei 4.000 IE/d

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) nennt als Schätzwert für eine angemessene Vitamin-D-Zufuhr bei fehlender endogener Synthese bei Erwachsenen 800 IE/d. Die Europäische Lebensmittelbehörde hat als sichere Obergrenze 4.000 IE/d für Heranwachsende und Erwachsene festgelegt. 

Hohe Dosen nur bei Indikation

Hochdosierte Vitamin-D-haltige Präparate sollten hingegen nur bei einer vorliegenden Indikation unter ärztlicher Aufsicht angewendet werden, rät die AkdÄ. Werden längerfristig höhere Dosierungen angewendet, kann daraus eine Hypervitaminose mit Hypercalciämie resultieren. Wegen der langen Halbwertszeit von Vitamin D können die Nebenwirkungen auch nach Absetzen noch lange andauern.

Quelle: AkdÄ

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