Gesundheitsreport: „Sitzen ist der Feind der Gesundheit“

Die Bundesbürger verbringen laut einer aktuellen Befragung an Werktagen immer mehr Zeit auf dem Stuhl. Im Schnitt sind es 9,2 Stunden am Tag – eine halbe Stunde länger als im Corona-Jahr 2021. Studienautor Froböse verweist auf gesundheitliche Folgen des Sitzens.

08.09.2023

Mann sitzt am Schreibtisch
© Foto: Seventyfour / stock.adobe.com
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Die Deutschen bewegen sich zu wenig und sitzen immer länger auf ihren „vier Buchstaben“: Laut einer am Montag vorgestellten Studie der Deutschen Krankenversicherung (DKV) sowie der Sporthochschule Köln und der Universität Würzburg ist die durchschnittliche Sitzzeit eines jeden Bundesbürgers an Werktagen seit 2016 ständig gestiegen.

Im vergangenen Jahr lag die Sitzzeit dem Report zufolge bei 554 Minuten beziehungsweise 9,2 Stunden am Tag. Im Corona-Jahr 2021 waren es noch gut 30 Minuten weniger (insgesamt 8,7 Stunden täglich), die ein Bundesbürger damals im Schnitt sitzend verbrachte.

Der Osten sitzt weniger

In Brandenburg verbringen die Menschen der Studie zufolge mit 505 Minuten beziehungsweise 8,4 Stunden täglich die kürzeste Zeit im Sitzen. Das sich immer mehr zum „Dienstleistungsland“ entwickelnde Nordrhein-Westfalen hält mit knapp zehn Stunden werktäglicher Sitzzeit den Negativrekord.

Die Berlinerinnen und Berliner sitzen im Mittelfeld. Sie verbringen im Schnitt täglich 533 Minuten sitzend, die Hamburgerinnen und Hamburger 539 Minuten. Insgesamt wird in den neuen Ländern kürzer gesessen als in den alten. Besonders ausgeprägt ist das Sitzfleisch bei den 18- bis 29-Jährigen – sie verbringen am Tag im Schnitt mehr als zehn Stunden auf dem Stuhl.

„Sitzen ist der Feind der Gesundheit“

Studienautor Professor Ingo Froböse von der Sporthochschule Köln bezeichnete Sitzen als der Gesundheit grundsätzlich abträglich. „Wir müssen verstehen, dass Sitzen der Feind der Gesundheit ist.“ Langes Sitzen erhöhe das Risiko, an Krankheiten wie Diabetes, Adipositas oder Hypertonie zu erkranken. Umgekehrt könne eine Verminderung der täglichen Sitzzeiten mittels Bewegung das Sterberisiko erheblich senken.

Die Bundesbürger sollten „ihre Gesundheit nicht sitzen lassen“, appellierte der Kölner Sportwissenschaftler. Die Verantwortung, sich mehr zu bewegen und am Arbeitsplatz regelmäßige Pausen mit ausreichend Bewegung einzulegen, sei aber nicht nur eine individuelle. Auch Politik, Gesellschaft und Wirtschaft müssten mehr tun, um Bewegungsmöglichkeiten und „Räume“ für körperliche Aktivitäten zu schaffen.

Autoren fragen seit 2010 nach Lebensstil

Für die Studie „Wie gesund lebt Deutschland?“ befragte das Meinungsforschungsinstitut Ipsos von Anfang Februar bis Anfang März telefonisch insgesamt 2.800 Bundesbürger ab 18 Jahren. Gefragt wurde unter anderem nach dem individuellen Lebensstil inklusive Bewegungs- und Sitz- sowie Ernährungsverhalten und dem Alkohol- und Nikotinkonsum.

Auch der Umgang mit Stress, Atmung sowie Pausenverhalten und Erholung am Arbeitsplatz waren Themen des Reports. Die Untersuchung wird seit 2010 alle zwei Jahre durchgeführt.(hom)

Quelle: Ärzte Zeitung

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